Bewegung gegen Arthrose-Schmerz

Gesund / 21.06.2013 • 10:32 Uhr
Das Laufen mit Stöcken entlastet die Kniegelenke. Das gilt nicht nur, aber vor allem in höherem Alter. Foto: fotolia
Das Laufen mit Stöcken entlastet die Kniegelenke. Das gilt nicht nur, aber vor allem in höherem Alter. Foto: fotolia

Bewegungsprogramme als Bestandteil der Therapie von Knie- und Hüftarthrosen.

Schlüsselrolle. Auf einem Kongress in Istanbul vorgestellte neue Ansätze unterstreichen die Schlüsselrolle von Training auch im Zusammenhang mit orthopädischen Eingriffen. Bewegungsangebote müssen individuell auf die Patienten zugeschnitten sein, die Motivation Betroffener ist eine wesentliche Voraussetzung für den Erfolg. Neuromuskuläres Training gilt als Therapie der Wahl.

Neben Gewichtsreduktion und umfassender Patientenaufklärung gehören in Europa und den USA Trainingsprogramme mit zur Standardbehandlung von Arthrose. „Bewegung kann zusätzlich eine wichtige Rolle im Zusammenhang mit orthopädischen Operationen bei Arthrose-Patienten spielen“, sagte Prof. Ewa Roos (Institut für Sportwissenschaften der Universität Odense). Ein individuell angepasstes Bewegungsprogramm vor einem potenziellen orthopädischen Eingriff könne zu einer gezielteren Auswahl von Patienten beitragen, die von einem Eingriff profitieren – und damit nicht zuletzt zu kürzeren Wartelisten für Hüft- oder Knieersatz.

Individuell anpassen

Bewegungsprogramme müssten auf die individuellen Bedürfnisse der Arthrose-Patienten zugeschnitten sein, erläuterte Roos beim Kongress der Europäischen Gesellschaft für Orthopädie und Traumatologie. „Ein 50-jähriger Mann mit vorangegangener Knieverletzung und eine 75-jährige übergewichtige Frau benötigen sehr unterschiedliche Bewegungsprogramme, und je nach Krankheitsentwicklung müssen die Trainingsvorgaben auch immer wieder angepasst werden.“ Ewa Roos unterstrich den schmerzlindernden Effekt von gezieltem Training. Dieser könne häufig dazu beitragen, eine Gelenksersatz-Operation hinauszuzögern.

Der Aspekt von Bewegungsprogrammen bei der Behandlung von Arthrose ist derzeit ein wichtiger Forschungsschwerpunkt in skandinavischen Ländern, eine Reihe von großen randomisierten Studien laufen gerade. „Wenn man über einen Zeitraum von sechs Wochen zwei Mal wöchentlich gezielt trainiert, erzielt man eine zwei- bis dreimal bessere schmerzlindernde Wirkung als mit der üblichen Dosis von Analgetika“, erklärte Prof. Roos.

Wesentlich ist, dass Patienten ausreichend motiviert sind, einen Trainingsplan auch konsequent zu befolgen, wobei ihre Behandler eine wesentliche Rolle spielen können, so Roos: „Orthopädische Chirurgen sind für Arthrose-Patienten wichtige Ansprechpartner. Sie sollten dafür sensibilisiert werden, ihren Patienten die wesentliche Rolle von Sport für die Schmerzlinderung, für eine bessere Leistungsfähigkeit und für eine allgemeine Verbesserung des Gesundheitszustands nahezubringen.“

Vielversprechender Ansatz

Als besonders vielversprechender Ansatz für Arthrose-Patienten habe sich neuromuskuläres Training erwiesen. „Es baut auf biomechanischen Grundsätzen auf und wurde speziell für Patienten mit Knie- oder Hüftarthrosen entwickelt.“ Um die Übungen dem individuellen Status der Betroffenen anpassen zu können, empfiehlt Roos auch regelmäßige Schmerzmessungen, um besser einschätzen zu können, wann ein Patient bereit für die nächste Steigerung bei der Trainingsintensität ist.