Kaltes Wasser gegen die „rosarote Brille“

Gesund / 05.07.2013 • 10:49 Uhr

Einschätzung. Zürcher Forschern ist es gelungen, Menschen von einer überoptimistischen Einschätzung ihrer Krankheitsrisiken zu „kurieren“: Sie spülten dazu das linke Ohr der Personen mit kaltem Wasser. Die Studie belegt, dass übermäßiger Optimismus mit der Krankheitsleugnung nach einem Schlaganfall verwandt ist.

„Wir neigen dazu, die Welt durch eine rosarote Brille wahrzunehmen“, sagte Studienleiter Peter Brugger von der Universität Zürich. Obwohl in Europa jeder Dritte im Lauf seines Lebens an Krebs erkrankt, schätzten die Menschen ihr Risiko in der Regel viel tiefer ein. „Das ist wohl eine natürliche Schutzfunktion“, mutmaßt der Neuropsychologe – um in einer Welt voller Risiken dennoch gut leben zu können.

Für die Studie erhielten 31 gesunde Testpersonen eine Liste mit zehn mehr oder weniger schweren Krankheiten, und sollten schätzen, wie hoch ihr Risiko ist, künftig davon betroffen zu sein. Tatsächlich schätzten sie ihre eigenen Krankheitsrisiken deutlich geringer ein als die ihrer Mitmenschen. Mit einem Trick setzten die Forscher dem übermäßigen Optimismus ein Ende: Nachdem sie einen Schwall kaltes Wasser ins linke Ohr erhalten hatten, beurteilten die Testpersonen ihre Krankheitsrisiken plötzlich viel realistischer. Ein Guss ins rechte Ohr hatte keinen Einfluss darauf.

Patienten leugnen Lähmung

Auf die Idee für diese Studie kam Brugger, der sich mit den Grenzen zwischen gesunder und krankhafter Wahrnehmung beschäftigt, weil manche Schlaganfall-Patienten ihren Zustand ähnlich falsch einschätzen: Sie verleugnen nach einer Schädigung der rechten Hirnhälfte die eigene Erkrankung systematisch, obwohl sie halbseitig gelähmt sind. Die Störung wird Anosognosie (griechisch: Nichterkennen einer Krankheit) genannt. „Um die Krankheit wegzureden, werden oft irrationale Argumente vorgebracht“, sagte Brugger, „etwa die linke Hand sei immer schon etwas schwächer gewesen als die rechte.“

Es ist bekannt, dass ein Einlauf von kaltem Wasser ins linke Ohr diesen Zustand kurzfristig aufhebt.