Tage zum Liebhaben
Der Herbst bringt Ungemach, weil er die Lust auf Bewegung vermiest. So lautete kurz zusammengefasst ein Satz, den ich unlängst im Vorwort einer Fitnesszeitung gelesen habe. Er kam mir in den Sinn, als ich dieser Tage meine Runde an der Bregenzerach drehte: Ein Hauch von Wind als Begleiter und die sanfte Wärme der Morgensonne auf dem Gesicht. Es war ein Tag zum Liebhaben. Ein Tag, an dem jeder gerne hinausging. Der geradezu danach rief, alle noch verbliebene Schönheit in sich aufzusaugen.
Denn es wird irgendwann anders kommen. Der Herbst kann auch ein ungemütlicher Geselle sein. Nass. Kalt. Dunkel. Der Morgen frostig. Die Sonne blass. Ohne Kraft. Gerade so, als ob sie keinen Lebenswillen mehr hätte. Die Bäume, erst noch schwer vom Laub, plötzlich kahl. Das Gras in eisiger Umarmung mit der Feuchtigkeit, die der nächtliche Nebel zurückgelassen hat. Die leichten Kleider eingemottet. Jacke, Handschuhe, Stiefel, Mütze, alles so furchtbar gewöhnungsbedürftig.
Doch das liegt nun einmal in der Natur der Sache. Das Jahr verändert sich. Altes vergeht, Neues entsteht. Warum sich also auf die faule Haut legen, nur weil der Herbst wiederkehrt? Sie wissen schon: Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Bekleidung. Wer, wie in besagter Zeitung, aber seine Protagonisten das ganze Jahr über in knappen Sportdressen posieren lässt, den muss die kühle Jahreszeit vermutlich frösteln machen. Sie lassen sich hoffentlich nicht von den Herbststürmen ins Bockshorn jagen. Der Körper wird es Ihnen gewiss danken.
marlies.mohr@vorarlbergernachrichten.at
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