Osterhasen im Sommer
Unlängst stand ich in einem Supermarkt an der Kasse. Ein bisschen gelangweilt, weil vor mir nichts vorwärts ging. In solchen Situationen beginnen dann meist die Blicke umherzuschweifen, und man entdeckt Dinge, die einem beim schnellen Durchlaufen wohl eher verborgen bleiben würden. Das Ding, an dem meine Augen schließlich hängengeblieben sind, klebte irgendwie fast schon verschämt in einer Ecke. Was vielleicht nicht verwundern sollte, verkündete der Karton doch in dicken Lettern den „Christmas Countdown“.
Nähere Betrachtungen darüber, wie dieser Start in die Weihnachtszeit aussieht, habe ich mir erspart. Es war zu warm draußen, um an Winter, Schnee und Kerzen zu denken. Vor allem aber viel zu früh. Wobei es aus wirtschaftlicher Sicht vermutlich fast zu spät ist. Doch wer weiß, vielleicht können nur wir älteren Semester da nicht mehr so ganz mithalten. In Zeiten, in denen beinahe alles immer verfügbar scheint. Gefärbte Eier im Sommer, die dann einfach Jausen-Eier heißen (der Osterhase lacht sich vermutlich kaputt), Mandarinen im August, Lebkuchen im September, Krapfen im Oktober, und spätestens nach Allerheiligen dürften die Nikoläuse wieder auf der Matte stehen.
Na gut, mein Weihnachtsengel aus Wachs steht inzwischen auch beständig im Wohnzimmer. Zum Glück gibt es ja noch die Funkenküchlein, die tatsächlich nur an einem einzigen Tag im Jahr auf den Tisch kommen…
Aber ist da nicht noch etwas, das vor Weihnachten ins Leben schneit? Klar doch, Halloween. Willkommen im Panoptikum des Lebens.
marlies.mohr@vorarlbergernachrichten.at
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