Ein neues Medikament soll Hepatitis C heilen

Gesund / 13.12.2013 • 11:58 Uhr
Als „Virenjäger“ genießt Norbert Bischofberger weltweites Ansehen. Mit seiner Firma schafft er eine Innovation nach der anderen.  Foto: Gilead
Als „Virenjäger“ genießt Norbert Bischofberger weltweites Ansehen. Mit seiner Firma schafft er eine Innovation nach der anderen. Foto: Gilead

Der gebürtige Mellauer Norbert Bischofberger schreibt erneut Medizingeschichte.

Schwarzach. (VN-mm) Bekannt wurde er als „Mr. Tamiflu“. Jetzt schickt sich Norbert Bischofberger (57) an, wieder Medizingeschichte zu schreiben, und zwar mit einem Medikament gegen Hepatitis C. Wie das Internetportal „futurezone“ berichtet, wurde das von dem aus Mellau stammenden Chemiker entwickelte Arzneimittel namens „Sovaldi“ unlängst von der amerikanischen Medikamentenbehörde zugelassen. Rund 90 Prozent aller Hepatitis-C-Fälle sollen damit innerhalb von 12 Wochen geheilt werden können.

Teure Therapie

Auch auf europäischer Ebene wurde „Sovaldi“ offenbar bereits positiv beurteilt, sodass das Medikament schon in drei Monaten von der EU-Kommission zugelassen werden könnte. Die Therapie ist allerdings teuer: Eine Tablette kostet demnach 1000 Dollar, das sind umgerechnet 730 Euro, eine 12-Wochen-Behandlung etwa 61.000 Euro. Norbert Bischofberger gilt als einer der führenden Chemiker weltweit. In seinem Biotech-Unternehmen Gilead Sciences in Forster City (Kalifornien) entstanden das Grippe-Medikament „Tamiflu“ und das HIV-Medikament „Viread“.

Seit 1983 lebt Bischofberger in den USA. Heute ist er Vizepräsident und Forschungschef von Gilead, einem Konzern mit mehr als 7000 Mitarbeitern weltweit.

Gilead arbeitet an sogenannten Virostatika. Mit diesen werden nicht nur die virusbedingten Krankheiten behandelt, sondern es wird auch die Verträglichkeit der Therapie verbessert. Mit „Viread“ etwa konnte Bischofberger die Aidskrankheit zwar nicht heilen, jedoch die Behandlung erleichtern. Für einen noch größeren Durchbruch hält er die Entwicklung von „Sovaldi“, leiden doch rund um den Globus mehr als 160 Millionen Menschen an Hepatitis C. In den vergangenen Monaten durften ausgewählte Patienten mit Zustimmung der US-Medikamentenbehörde das neue Arzneimittel testen. Unter ihnen war auch ein Arzt der MedUni Wien. Er wurde laut „futurezone“ geheilt. Insgesamt führte Gilead vier sogenannte Phase-III-Studien durch, die alle zufriedenstellende Ergebnisse lieferten, welche im Fachmagazin „New England Journal of Medicine“ publiziert sind: 90 Prozent der Behandelten waren denen zufolge zwölf Wochen nach Therapieende virusfrei und konnten als geheilt bezeichnet werden. Inzwischen arbeitet das Biotech-Unternehmen bereits an der zweiten Generation des Medikaments, die die Behandlungsdauer auf acht Wochen reduzieren soll.

Fakten zu Hepatitis

» An Hepatitis A sind weltweit 1,4 Millionen, an Hepatitis B 240 Millionen und an Hepatitis C 150 Millionen Menschen erkrankt.

» Jährlich werden allein bei Hepatitis C 3 bis 4 Millionen Neuinfektionen und 350.000 Todesfälle verzeichnet.

» Im EU/EEA-Raum werden jährlich 7000 bis 8000 neue Hepatitis-B-Fälle und 27.000 bis 29.000 neue Hepatitis-C-Fälle verzeichnet.

» 2012 gab es in Österreich 67 (43 laborbestätigt) Hepatitis-A-, 311 (131 laborbestätigt) Hepatits-B- und 536 (246 laborbestätigt) Hepatitis C-Neuerkrankungen.

» Mit Stand 5. Dezember 2013 waren gesamt 96 Hepatitis A-, 782 Hepatitis B- und 1081 Hepatitis-C-Erkrankungsfälle gemeldet (die aktuellen österreichischen Gesamtdaten stammen aus dem Epidemiologischen Meldesystem, die Daten 2012 aus dem Jahresbericht des Gesundheitsministeriums).