Hans Concin

Kommentar

Hans Concin

Fitness anstatt abnehmen

Gesund / 23.05.2014 • 11:25 Uhr

Seit Jänner 2013 wird heiß diskutiert, ob die von der WHO in den 1980er-Jahren eingeführte Definition des Übergewichts heute noch gültig ist. Als Normalgewicht mit dem günstigsten Gesamtüberleben wurde ein Body-Mass-Index (BMI: kg/m2) von 18,5 bis 25 definiert. Als Übergewicht wurde ein BMI bis 30 festgelegt, als Fettleibigkeit ersten Grads ein BMI bis 35. Ausgelöst hat die Diskussion eine Analyse im Journal der Amerikanischen Ärztegesellschaft, laut der Übergewicht eine geringe Gesamtsterblichkeit hat.

In einer Studie der Universität Harvard wurden die 97 größten Gesundheitsdatenbanken, darunter waren auch unsere Daten aus Vorarlberg, mit 1,8 Millionen Frauen und Männern ausgewertet. Die Ergebnisse wurden kürzlich publiziert (Lancet 2014) und kommen zum Ergebnis, dass sowohl das Übergewicht für sich allein, mehr jedoch Blutdruck, Blutzucker und Cholesterin das koronare Herzerkrankungsrisiko beeinflussen und der Bluthochdruck ganz besonders das Schlaganfallrisiko erhöht. Um auch die Frage Übergewicht und Sterblichkeit zu klären, haben sich jetzt die Forscher Frank Hu von Harvard und John Danesh von Cambridge zusammengetan und sammeln Daten von 10 Millionen Personen aus den weltweiten Datenbanken einschließlich unserer Daten.

Sollen übergewichtige Erwachsene, die gesund sind, abnehmen? Diese Frage ist noch wenig untersucht, und die Ergebnisse im Spiegel der Fachpressen sind uneinheitlich. Unsere eigene Studie an über 42.000 Frauen und Männern in Vorarlberg zeigt nach einer Beobachtungszeit von 12 Jahren, dass ein konstantes Körpergewicht sowohl bei den Normal- als auch Übergewichtigen die niedrigste Sterblichkeit hat. Bei einer Gewichtsabnahme nach jeweils 5 Jahren finden wir unabhängig von der Ausgangslage eine höhere Gesamtsterblichkeit bei Männern und Frauen (PlosOne 2014). Dabei wurde der Einfluss von chronischen Erkrankungen ausgeschlossen.

Wir wissen aus vielen Studien, dass zwei Jahre nach einer „erfolgreichen“ Gewichtsabnahme 80 Prozent der Frauen und Männer wieder beim Ausgangsgewicht angelangt sind. Wir wissen wie schwierig, besonders für Frauen, jede Gewichtsreduktion ist. Wir wissen auch, dass Fitness die Sterblichkeit mindestens um 30 Prozent reduziert und Blutzucker, Blutdruck, Cholesterin neben vielen anderen Faktoren, z. B. die Psyche, günstig beeinflusst.

Mein persönlicher Ratschlag für gesunde Erwachsene: Investieren Sie Ihre Energie und Ausdauer, die Sie für das Abnehmen aufwenden würden, in die konsequente Verbesserung Ihrer Fitness. Damit gewinnen Sie an Lebensqualität, reduzieren Frustrationen und stabilisieren Ihre Gesundheit und Psyche unabhängig von Ihrem Körpergewicht.

redaktion@vorarlbergernachrichten.at
Prim.a.D. Dr. Hans Concin, Leiter Stabstelle Datenmanagement,
Wissenschaft und Vorarlberger Krebsregister aks gesundheit GmbH.
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