Botox als wirksame Therapie bei Reizblase
Wo konservative Therapien nicht mehr helfen, wird erfolgreich Botulinumtoxin eingesetzt.
Wien. Inkontinenz ist ein Thema, über das Betroffene nicht gerne sprechen. Dabei beeinträchtigt sie die Lebensqualität enorm. Menschen, die an Inkontinenz leiden, sind vom sozialen Leben oft ausgeschlossen, weil Alltägliches wie Einkaufstouren, Theaterbesuche, Wanderungen oder einfach nur Durchschlafen nicht möglich sind. Dazu kommt, dass der quälende Harndrang als schmerzlich empfunden wird.
Ursache unbekannt
Häufiger Auslöser für Harninkontinenz ist die idiopathisch überaktive Blase – auch Reizblase genannt. Rund 17 Prozent der Über-40-Jährigen sind betroffen, das ist in etwa jede sechste Österreicherin bzw. jeder sechste Österreicher in dieser Altersgruppe. Die Ursache für diese Erkrankung ist nicht bekannt. Neben konservativen Therapien wie Beckenbodentraining oder Tabletten ist seit 2013 der Wirkstoff Botulinumtoxin Typ A zur Behandlung der Reizblase zugelassen. Dieser Wirkstoff, der vor allem aus der Schönheitsmedizin zum Unterspritzen von Falten im Gesichtsbereich bekannt ist, wird vom Arzt direkt in den überaktiven Blasenmuskel gespritzt und wirkt dort entspannend auf die verkrampfte Muskulatur.
„Nach Ausschöpfung der konservativen Therapie stellt das Injizieren von Botulinumtoxin in die Blasenmuskulatur eine gute Option dar, wie die Ergebnisse in den letzten Jahren zeigen“, so Ass. Prof. Dr. Vesna Bjelic-Radisic von der Universitätsklinik Graz. „Die Wirkung tritt etwa zwei Wochen nach dem Eingriff ein. Eine Wiederholung der Therapie ist nach 6 bis 12 Monaten notwendig. Pro Jahr werden bei uns 20 bis 30 Frauen mit dieser Methode behandelt“, sagt Bjelic-Radisic. Das Spritzen von Botulinumtoxin direkt in die Blase bringt in den meisten Fällen eine deutliche Verbesserung der Symptome, nimmt den Schmerz und steigert somit die Lebensqualität.
Vielversprechend
Die Erfolgsrate der Behandlung mit Botulinumtoxin Typ A ist laut einer Langzeitstudie (EMBARK Studie) vielversprechend: Rund 23 Prozent der Patienten waren danach kontinent. Neben der Uniklinik Graz bietet unter anderem auch die Uniklinik Innsbruck diese Methode an. Ansprechpartner für Patienten sind auch niedergelassene Urologen und Gynäkologen. Nach den USA war Österreich das erste europäische Land, dem die Zulassung erteilt wurde, wobei die Zulassung ausschließlich für Ona-Botulinumtoxin A gilt.