Marlies Mohr

Kommentar

Marlies Mohr

Kecke Ansage

Gesund / 11.07.2014 • 12:54 Uhr

Kurzes geblümtes Sommerkleidchen und dünne Riemensandälchen: Für einen Radausflug war die junge Dame nun wirklich nicht passend adjustiert. Aber immerhin: Sie trug einen Radhelm auf ihrem blonden Schopf. Ob sie ihn brauchte? Ich weiß es nicht. Denn die kecke Kleine stand im Garten ihres Elternhauses, der an einen Radweg grenzt, und beobachtete die Vorbeifahrenden. Und das offenbar ganz genau. „Du hast keinen Hut auf!“, rief sie mir in ungeschminkter kindlicher Empörung schon von Weitem entgegen. Hut? Im ersten Moment war da kräftig Sand im Getriebe meiner Gedanken. Bis sich, ja bis sich die Rädchen der Erkenntnis zu drehen begannen. Hut? Helm? So war das wohl gemeint.

Ja, das Mädchen hatte recht. Ich trug keinen Helm. Da bin ich, zugegeben, nachlässig. Besonders, was die Alltagsstrecken betrifft. Schnell zum Einkaufen. Schnell ins Büro. Schnell zum Laufen an die Bregenzer Ache. Schnell, schnell, schnell. Und kein Gedanke daran, dass schnell auch auf kurzen Wegen etwas passieren könnte. Was das betrifft, sind vielen von uns Kinder und Senioren schon meilenweit voraus. Zum Glück, würde ich meinen.

Manchmal braucht es eben den vorwitzigen Kindermund, der laut Volksmeinung bekanntlich Wahrheit kundtut, um das eigene Verhalten zu hinterfragen. Schließlich können wir von unserem Nachwuchs auch nur das erwarten, was wir ihm vorleben. Also Hut, oder besser noch Helm auf, wenn’s ans Radeln geht.

marlies.mohr@vorarlbergernachrichten.at