Die Gesundheit hängt am Hirn

LKH Rankweil startete Vortragsreihe. Zum Auftakt ging es um den Kopfschmerz.
Rankweil. (VN-mm) Europaweit laborieren 221 Millionen Menschen an einer neurologischen Erkrankung. Das mit Abstand häufigste Leiden ist der Kopfschmerz, der geschätzte 152,8 Millionen Menschen plagt. Dahinter folgen Schlafstörungen, Schlaganfälle und Demenzerkrankungen, wobei sich Letztere mit 6,3 Millionen Betroffenen in der Statistik niederschlagen. Diese bedenklichen Zahlen präsentierte Primar Dr. Stefan Koppi, Leiter der Neurologie im LKH Rankweil, zum Auftakt einer Vortragsreihe. Anlass ist das „Europäische Jahr des Gehirns“. Es soll auf die zunehmende Bedeutung neurologischer Erkrankungen, bedingt vor allem durch die steigende Lebenserwartung, aufmerksam machen.
Es gibt keine Gesundheit ohne Gehirngesundheit. Das Gehirn ist für alles verantwortlich, was wir tun: Mit dieser klaren Beschreibung der Gehirnfunktion wurden die Besucher in das Thema geführt. Kopfschmerzen können dem Gehirn seine allumfassende Aufgabe gehörig erschweren. Primar Stefan Koppi nahm die Besucher anhand eines praktischen Falles mit auf eine Reise in den klinischen Alltag. Ein 24-jähriger Patient stellt sich mit Kopfschmerzen sowie Seh- und Sprachstörungen vor. Seit fünf Stunden verspürt er linksseitig einen pulsierenden Kopfschmerz, kämpft mit Übelkeit und ist lichtempfindlich. Aspirin brachte nur wenig Linderung. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte der junge Mann wenig mit Kopfschmerzen zu tun. „Höchstens einmal jährlich, seit er 18 ist“, so sein Bericht. Doch diesmal sind die Symptome ausgeprägt, dazu kommen Lichtblitze. Die Angst vor einem Schlaganfall ist groß.
Krankheiten ausschließen
Die Untersuchung ergibt keine neurologischen Auffälligkeiten. Die Sache scheint auf den ersten Blick klar. „Migräne mit Aura“, diagnostiziert auf Nachfrage von Koppi spontan auch das Publikum. Trotzdem sind weitere Untersuchungen nötig. Denn: „Es könnte eine kleine Hirnblutung vorliegen“, begründet der Neurologe. Weitere Möglichkeiten wären eine Gehirnhautentzündung, Epilepsie oder exzessiv erhöhter Blutdruck. „Wichtig ist immer, Krankheiten auszuschließen, die anders zu behandeln wären“, betonte Stefan Koppi. Und er verwies darauf, dass Migräne nach dem 40. Lebensjahr besonders ernst genommen werden muss. Migräne ist übrigens die zweithäufigste Kopfschmerzform. Dabei auftretende Auren wiederum sind eine Entzündungsreaktion.
Botox-Therapie
Linderung bringen Ruhe und Medikamente. Bei chronischer Migräne kann eine Behandlung mit dem Nervengift Botox helfen. Im LKH Rankweil wird diese Therapie seit fünf Jahren angeboten. Bei mehr als 50 Prozent der Betroffenen kommt es zu einer deutlichen Schmerzreduktion. Als Folge davon müssen auch weniger Medikamente eingenommen werden. „Leider sprechen nicht alle Patienten auf diese Behandlung an“, so Koppi.
Bewegung gegen Schmerzen
Das zweite Fallbeispiel bezog sich auf den sogenannten Clusterkopfschmerz. Dabei handelt es sich um einen bohrenden Schmerz hinter dem Auge. Die Krankheit beginnt im Gehirn, wodurch sie ausgelöst wird, ist noch unklar. Als Akuttherapie bei Clusterkopfschmerz hat sich medizinischer Sauerstoff bewährt.
Auch regelmäßige Bewegung stellt ein probates Mittel gegen Kopfschmerzen und Schmerzen insgesamt dar, weil sie den Körper schmerzunempfindlicher macht. „Es reichen schon 30 Minuten täglich“, legte Primar Stefan Koppi den Besuchern ans Herz.