Marlies Mohr

Kommentar

Marlies Mohr

Kleines am Wegesrand

Gesund / 03.10.2014 • 09:07 Uhr

Der Urlaub an der Nordsee liegt schon Jahre zurück. Das zeigt sich an den Kindern. Die haben damals nach Herzenslust im Schlamm gewühlt, auf der Suche nach Meeresgetier. Würden sie heute wohl nicht mehr machen. Oder vielleicht wieder, wer weiß. Jedenfalls, die Gegend: flacher als flach. So flach, dass schon ein Hauch von Sturm das Wasser an den Inseln lecken lässt wie ein hungriges Krokodil. Allerdings sehr reizvoll, wenngleich Radfahren zum Kraftakt gerät, weil der Wind beständig aus der falschen Richtung bläst. Da läuft nichts mit Rückenwind und Heimweh.

Doch kein Nachteil ohne Vorteil. Der lag in diesem Fall darin, dass es sich gut auch auf die kleinen Dinge am Wegesrand achten ließ. Was uns eines Tages in den Besitz frischer Kartoffeln brachte. Die Erntemaschinen sind offenbar heikel. Wir waren es nicht und packten die Taschen voll. Warum gutes Zeug den Raben überlassen? Der Salat schmeckte tatsächlich hervorragend. Kein Wunder, so frisch vom Feld.

Dieses Erlebnis kam mir in den Sinn, als ich unlängst wieder einmal an abgeernteten Kartoffeläckern vorbeikam. In rauen Mengen lagen die Erdäpfel herum. Zwar dreckig, jedoch mit leuchtend brauner Schale. Richtig zum Anbeißen. Mittlerweile sind sie grau und unansehnlich geworden. Nur noch Vögel delektieren sich an den Knollen. Wie viele andere hungrige Münder hätten damit sattgemacht werden können.

Aber: Wer bückt sich heutzutage noch nach einer Kartoffel . . .

marlies.mohr@vorarlbergernachrichten.at