Marlies Mohr

Kommentar

Marlies Mohr

Eizellen on the rocks

Gesund / 30.10.2014 • 10:19 Uhr

„Ich habe eine tolle Freundin. Sie ist klug und schön“, hörte ich unlängst einen jungen Mann schwärmen. Ob seine vorherigen Partnerinnen dumm und hässlich waren, entzieht sich meiner Kenntnis. Ich nehme es zumindest nicht an. Wohltuend aufgefallen ist mir jedoch die Reihenfolge der Attribute. Denn normalerweise schmücken sich die Herren doch lieber mit den körperlichen Vorzügen ihrer Freundinnen als mit deren intellektuellen Fähigkeiten. So gesehen können sie von ihrem Geschlechtsgenossen einiges lernen. Andere aber auch.

Wenn Expertinnen und Experten jetzt nämlich das Einfrieren von Eizellen und damit die Möglichkeit einer späten Mutterschaft als weiterer Schritt zur Emanzipation der Frau propagieren, dann weiß ich, was mir lieber ist: auf jeden Fall keine Eizelle on the rocks.

Schön und gut, dass die Wirtschaft die weibliche Arbeitskraft so zu schätzen weiß, dass Unternehmen sogar schon die Kosten für das Konservieren von Eizellen übernehmen. Eine solche Maßnahme kann jedoch nur das letzte Mittel sein. Viel nützlicher und vor allem menschlicher wäre es doch, die Arbeitswelt familienfreundlich zu gestalten.

Natürlich ist es einfacher, Eizellen in Stickstoff zu versenken und Deckel drauf. Doch was sagen wir den Kindern, wenn sie schon mit zwanzig ihre alten Eltern pflegen sollen. Denken die Befürworter des „Social Egg Freezings“ auch daran? Soziale Verantwortung gegenüber der nächsten Generation sieht anders aus.

marlies.mohr@vorarlbergernachrichten.at