Winterspeck an kurzen Tagen

Gesund / 16.01.2015 • 10:34 Uhr
Eine Rodelpartie macht nicht nur Spaß, sie sorgt ganz nebenbei auch für Bewegung und hält den Körper in Schuss.  Foto: Ludwig Berchtold  
Eine Rodelpartie macht nicht nur Spaß, sie sorgt ganz nebenbei auch für Bewegung und hält den Körper in Schuss. Foto: Ludwig Berchtold  

Das ist eine natürliche Antwort auf die kalte Jahreszeit.

Schwarzach. (feh) Die gute Nachricht vorweg: Eine leichte Gewichtszunahme während der Wintermonate ist kein Grund, nervös zu werden. Mit den Jahreszeiten verändern sich die Nahrungsaufnahme sowie die körperliche Aktivität und damit auch das Körpergewicht. Der Winterspeck ist demnach eine natürliche Antwort auf kurze Tage und Kälte. Dennoch gilt: Die saisonale Gewichtsschwankung ist keine Ausrede für Völlerei und Nichtstun im Winter.

Ausgleichende Wirkung

Die Nahrungsaufnahme unterliegt saisonalen Schwankungen: Verglichen mit dem Frühjahr nehmen wir im Herbst und Winter täglich rund 90 bis 200 Kalorien mehr auf. Doch nicht nur die allgemeine Energieaufnahme variiert mit den Jahreszeiten, sondern auch die Verteilung von Fett und Kohlenhydraten. Während im Herbst und Winter kohlenhydratreiche Lebensmittel am höchsten im Kurs stehen, greifen wir am häufigsten zu Lebensmitteln mit einem hohen Fettanteil, wenn die Tage wieder länger werden – also gegen Ende des Winters und im Frühjahr. Als Grund dafür wird vermutet, dass kohlenhydratreiche Speisen den niedrigen Serotoninspiegel an dunklen Tagen ausgleichen und so die Stimmung heben.

Weniger Bewegung

In den westeuropäischen Ländern schwankt die Energiebilanz hauptsächlich aufgrund des veränderten Bewegungsverhaltens. Der Bewegungsdrang ist im Winter am niedrigsten. Mit dem verminderten Aktivitätslevel sinken Muskelkraft und -masse, der Anteil an Körperfett, der Blutdruck sowie die Blutfettwerte steigen dagegen an. Obwohl über das Frühjahr bis zum Sommer das Ausmaß an körperlicher Aktivität wieder zunimmt, sind die physiologischen Veränderungen nicht immer vollständig reversibel. Möglich ist daher eine winterbedingte Zunahme des Körperfetts von Jahr zu Jahr, vor allem dann, wenn das durchschnittliche Jahres-Bewegungspensum gering ist. Kommt man mit der Länge der Tage jedoch wieder richtig in Schwung, sollte sich das vorwinterliche Körpergewicht wieder einpendeln.

Schlafbedürfnis

Neben dem Appetit steigt im Winter auch das Schlafbedürfnis an. Von beiden Faktoren sind nicht nur jene betroffen, die an der sogenannten Winterdepression leiden. Das gilt für die gesamte Bevölkerung. Weil die Uhren wie gewohnt weiterticken, ist das Risiko für Schlafmangel im Winter höher und damit auch jenes für eine Gewichtszunahme. Denn: Die am Hunger- und Sättigungsmechanismus beteiligten Hormone, Ghrelin und Leptin, sind bei Schlafentzug fehlgesteuert. Ghrelin wird vom Magen produziert und löst Hungergefühle aus. Leptin wird von den Fettzellen gebildet und vermittelt ein Sättigungsgefühl. Wenn mit Schlaf gespart wird, steigt die Ghrelin-Konzentration, der Leptin-Spiegel dagegen sinkt. Eine zu kurze Schlafdauer kurbelt daher Hunger und Appetit an, wobei sich dann der Gusto verstärkt auf kalorienreiche Lebensmittel richtet. Dahinter stecken die Veränderungen der Hormonspiegel, die mit Schlafentzug einhergehen.

Fazit: Die naturgegebenen Gewichtsschwankungen im Jahreszyklus halten sich sehr in Grenzen und machen nur etwa ein halbes Kilo aus. Herbst und Winter dienen also nicht als Ausrede für eine wenig aktive, aber übermäßig kalorienreiche Lebensweise. Wer an kalten grauen Tagen nicht über die Stränge schlägt, regelmäßig aktiv ist und sich sein Schlafpensum gönnt, braucht sich um eine Gewichtszunahme im Winter keine Sorgen machen.