Marlies Mohr

Kommentar

Marlies Mohr

Sportliche Unsitten

Gesund / 06.02.2015 • 11:25 Uhr

Hirscher verliert ein Training: Diese Schlagzeile ist mich geradezu angesprungen. Jetzt fährt der Ärmste schon erkältet zur Weltmeisterschaft ins ferne Amerika, und dann ereilt ihn noch dieses Ungemach. Der Ordnung halber sei angemerkt, dass andere, die es vielleicht auch nötig gehabt hätten, ebenfalls nicht fahren konnten. Hin und wieder setzt Mutter Natur uns Menschen eben doch Grenzen. Zum Glück, meine ich. Skifahren ist nun einmal ein Freiluftsport.
Aber zurück zu dieser Schlagzeile. Ich weiß nicht, ob es Ihnen aufgefallen ist: Aber schön langsam kennt der Chauvinismus in Österreich keine Grenzen mehr. Das ist speziell im Sportbereich der Fall geworden. Wenn Stars wie eben Marcel Hirscher schwächeln, müssen vorsorglich schon Begründungen her. Nur, damit nachher alles klar ist, sollten wider Erwarten andere die Nase vorne haben.

Aber noch eine Unsitte hat sich in diesem Zusammenhang breitgemacht: Nicht mehr der Sieger wird in der Headline als Erster genannt (Österreicher natürlich ausgenommen), sondern der Verlierer, oder sagen wir lieber, der Zweitplatzierte. Da heißt es dann zum Beispiel: Hirscher nur von Hargin geschlagen oder Fenninger nur von Maze gestoppt. Fairness bzw. das Anerkennen, dass andere auch einmal besser sind, sieht wohl ein bisschen anders aus. Jeder Spitzensportler gibt vermutlich sein Bestes. Weil er gewinnen will und davon lebt, und das nicht schlecht. Dass es nicht immer funktioniert zeigt doch nur, dass selbst sie keine Maschinen sind. Und das ist auch gut. Oder?

marlies.mohr@vorarlbergernachrichten.at