Grün sehen statt grüner Star

Gesund / 13.03.2015 • 10:07 Uhr
Den Durchblick bewahren, solange es geht: Die regelmäßige Kontrolle beim Augenarzt leistet wertvolle Dienste zur Früherkennung des grünen Star.
Den Durchblick bewahren, solange es geht: Die regelmäßige Kontrolle beim Augenarzt leistet wertvolle Dienste zur Früherkennung des grünen Star.

Das Wissen um die Gefährlichkeit dieser Augenerkrankung ist noch gering. 

Wien. Meist wird der grüne Star nur zufällig entdeckt, und genau das macht die Gefährlichkeit dieser Augenerkrankung aus. Denn unbemerkt kommt es schmerzfrei und langsam zur völligen und irreversiblen Erblindung der Betroffenen. In Österreich gibt es rund 80.000 an einem Glaukom Erkrankte, davon sind 35.000 bereits sehbehindert. Durch die steigende Lebenserwartung ist in den nächsten Jahren mit bis zu 16.000 Neuerkrankungen pro Jahr zu rechnen, denn der grüne Star ist vorwiegend eine Erkrankung des Alters.

Die Wahrscheinlichkeit, an einem Glaukom zu erkranken, verdoppelt sich ab dem fünfzigsten Lebensjahr mit jedem Lebensjahrzehnt. Dennoch ist das Wissen der österreichischen Bevölkerung über den grünen Star noch sehr schwach. Eine Umfrage von Oekonsult communication & consulting gmbh von 2014 ergab, dass nur 27 Prozent der Befragten wissen, dass der grüne Star zu einer dauerhaften Erblindung führen kann. 55 Prozent meinten fälschlicherweise, dass der grüne Star bei entsprechender Behandlung heilbar wäre, was jedoch nicht stimmt. „Daher wollen wir das Bewusstsein zum Thema Glaukom erweitern“, betont OA Dr. Anton Hommer, Facharzt für Augenheilkunde und Optometrie sowie Vorstandsmitglied der Europäischen Glaukomgesellschaft und Vorsitzender der Glaukom-Kommission der Österreichischen Ophthalmologischen Gesellschaft.

Oft schon zu spät

Der grüne Star ist eine Sehnervenerkrankung, die meist mit erhöhtem Augendruck einhergeht. Er beginnt häufig unbemerkt die Nervenfasern des Sehnerv zu zerstören, in den ersten Jahren gibt es kaum Beschwerden. „Rund die Hälfte der Betroffenen weiß nicht, dass sie bereits an einer Krankheit leidet, die Stück für Stück ihr Augenlicht zerstört“, bedauert OA Univ.-Prof. Dr. Herbert Reitsamer, Wissenschaftlicher Sekretär der Österreichischen Ophthalmologischen Gesellschaft und stellvertretender Vorsitzender der Glaukom-Kommission. Ist die Erkrankung bereits fortgeschritten, fällt den Patienten auf, dass sie unsicher gehen, über Dinge stolpern oder beim Durchschreiten einer Türöffnung mit der Schulter am Rahmen anstoßen. Es kommt zu langsam sich vergrößernden Gesichtsfeldausfällen. Wenn diese das zentrale Gesichtsfeld erreichen, nimmt die Sehschärfe ab und die Betroffenen gehen zum Augenarzt. „Zu diesem Zeitpunkt ist die Erkrankung allerdings schon weit fortgeschritten und ein Großteil des Sehnervs ist dem grünen Star zum Opfer gefallen“, sagt Reitsamer.

Früherkennung wichtig

Die Früherkennung ist bei der Behandlung des Glaukoms entscheidend, denn je früher die Erkrankung bemerkt wird, desto mehr Sehvermögen kann erhalten werden. Dank moderner technischer und therapeutischer Möglichkeiten ist das Glaukom bereits in einem sehr frühen Stadium diagnostizierbar. Dazu wäre es aber notwendig, dass jeder ab dem 40. Lebensjahr einmal jährlich zur Glaukomkontrolle beim Augenarzt geht.

„Auch in Österreich erblinden noch immer Menschen am grünen Star, weil diese Erkrankung nicht rechtzeitig erkannt wird. Würden alle Patienten ab 40 einmal jährlich den Augenarzt konsultieren, könnte das Glaukom frühzeitig diagnostiziert und die Erblindungsrate drastisch reduziert werden“, ist Primar Univ. Prof. Dr. Thomas Michael Radda, Präsident der Österreichischen Ophthalmologischen Gesellschaft, überzeugt.

Primäres Ziel der Therapie des grünen Star ist die Senkung des Augendrucks. Diese Drucksenkung wird meistens konservativ mit verschiedenen Augentropfen durchgeführt. Diese Lokaltherapie muss von den Betroffenen ein Leben lang konsequent befolgt werden, um wirksam zu sein. Wenn durch diese Therapie der Augendruck nicht ausreichend gesenkt werden kann, und der Schaden am Sehnerv fortschreitet, entschließt man sich zu einer Operation. „Ganz wichtig bei der Therapie mit den Augentropfen ist es, dass die Patienten konsequent mitmachen. Sie müssen quasi ,blind‘ darauf vertrauen, dass dadurch eine spätere Erblindung verhindert werden kann“, erklärt Radda. Günstig für die Lebensqualität der Betroffenen ist es, wenn das Gesichtsfeld möglichst gut erhalten bleibt. Eine aktuelle Studie zeigte den positiven Einfluss auf die Gesichtsfeld­erhaltung bei medikamentöser Therapie.

Ganz wichtig bei der Therapie mit den Augentropfen ist es, dass die Patienten konsequent mitmachen.

Dr. Thomas Michael Radda