Auch Österreich ist verstärkt von Masern-Ausbrüchen betroffen

Heuer wurden bereits mehr Fälle als im gesamten vergangenen Jahr registriert.
Wien. „Die gute Nachricht ist, dass wir durch unsere Kampagne im vergangenen Jahr im Vergleich zum Vorjahr die Zahl der für die kostenlose Immunisierung bei Kindern und Erwachsenen abgerufenen Masern-Impfungen um 23 Prozent steigern konnten. Allerdings haben wir seit zwei Jahren wieder ein Ansteigen der Zahl der Erkrankungen zu verzeichnen“, berichtete die Leiterin der Sektion Öffentliche Gesundheit des Gesundheitsministeriums, Pamela Rendi-Wagner.
Große Impflücken
In Österreich wurden 2009 nur 59 Masernfälle registriert, im Jahr darauf 58. 2011 waren es 120, 2012 schließlich 35. 2013 erfolgte dann ein Sprung auf 75, im Folgejahr waren es 117 Erkrankungen – bis 20. April 2015 dann bereits 147.
Das bedeutet, dass Österreich die für die Ausrottung der Erkrankung notwendige Durchimpfungsrate der Bevölkerung von 95 Prozent noch längst nicht erreicht hat. An sich sollte die potenziell gefährliche und hoch ansteckende Erkrankung auch in Österreich mit dem Jahr 2015 ausgerottet sein, lautet das Ziel der Weltgesundheitsorganisation (WHO). „Benachbarte Länder wie Tschechien, die Slowakei, Slowenien und Ungarn haben das geschafft“, berichtete Günter Pfaff vom WHO-Regionalbüro Europa (Kopenhagen). Impflücken gibt es in Österreich offenbar auf dreifacher Ebene: in bestimmten Regionen, in bestimmten Alters- und in bestimmten Berufsgruppen. „Der Schwerpunkt der Masernaktivität in Österreich wird in Ostösterreich registriert, im niederösterreichischen Raum, in Wien und in Oberösterreich“, sagte Pamela Rendi-Wagner.
Alle Altersgruppen betroffen
So wurden von den 147 Erkrankungsfällen in diesem Jahr 77 in Niederösterreich und 35 in Oberösterreich verzeichnet. Bei den Altersgruppen sind nach den am meisten betroffenen Fünf- bis Neunjährigen die Jugendlichen und jungen Erwachsenen überproportional vertreten. „Masern sind keine reine Kinderkrankheit“, betonte die Sektionsleiterin im Gesundheitsministerium. Alle Altersgruppen seien betroffen. In Österreich ist die Impfung für Kinder im Rahmen des Kinderimpfprogramms gratis erhältlich, ebenso kostenlos für alle Erwachsenen zum Schließen von Impflücken. Als bedenklich bezeichnete Rendi-Wagner die offenkundige Tatsache, dass vor allem Pflegepersonal kaum gegen Masern geimpft ist.
Masern sind insgesamt ein Problem des Kontinents. 1993 hatte es noch 342.000 Erkrankungen in der WHO-Europaregion mit 53 Mitgliedsstaaten gegeben. Bis 2007 konnte die Zahl um 98 Prozent auf 7075 gesenkt werden. Mit jeweils rund 30.000 Fällen in den Jahren 2010 bis 2013 wurde wieder ein starker Anstieg registriert. 2014 waren es 16.159 Erkrankungen.