Apotheken setzen auf die Nahversorgung
Gegengewicht zum Online-Versandhandel. Fast 6000 Medikamente stets lagernd.
BREGENZ. Seit Kurzen ist der Versandhandel mit rezeptfreien Arzneimitteln in Österreich erlaubt. Die 51 niedergelassenen Apotheken in Vorarlberg setzen aber weiterhin auf Nahversorgung und Beratung vor Ort. Sie bieten ohne Wartezeit Zugriff auf fast 6000 verschiedene Medikamente rund um die Uhr. „Wir beraten täglich etwa 15.000 Kunden“, schildert der Präsident der Vorarlberger Apothekerkammer, Jürgen Rehak. „Das kann keine Online-Apotheke leisten.“ Schon bisher konnten Konsumenten rezeptfreie Medikamente in der EU legal online bestellen.
Seit 25. Juni dürfen auch österreichische Apotheken unter streng regulierten Bedingungen im Internet anbieten. Rehak, sieht diese Entwicklung allerdings kritisch: „Arzneimittel in der Gegend herumzuschicken, macht meiner Meinung nach wenig Sinn.“
In den Vorarlberger Apotheken beraten mehr als 400 ausgebildete Fachkräfte hinsichtlich des richtigen Medikaments, der richtigen Einnahme, Dosis sowie möglicher Wechsel- und Nebenwirkungen. „Als Nahversorger leisten wir damit einen großen Beitrag zur Gesundheit in Vorarlberg“, ist Rehak überzeugt. Die 51 niedergelassenen Apotheken sorgen auch dafür, dass die Vorarlberger zu jeder Tages- und Nachtzeit alle Medikamente erhalten, die sie brauchen. Mindestens elf Apotheken haben täglich Bereitschaftsdienst. Insgesamt leisten die Vorarlberger Apotheken jedes Jahr 4000 Nachtdienste und 500 Wochenenddienste.
Besondere Produkte
Rehak befürchtet, dass der Online-Handel zu einem leichtfertigeren Umgang mit Arzneimitteln führt. „Medikamente sind besondere Produkte. Die richtige Anwendung erhöht den Nutzen und reduziert mögliche negative Effekte“, schildert Rehak. „Auch rezeptfreie Medikamente haben Nebenwirkungen.“ Profunde Beratung vor Ort sei da besonders wichtig. „Die Apotheken sind behilflich, wenn die Menschen kleinere Probleme selbst in die Hand nehmen“, fügt der Präsident der Apothekerkammer an.
Aufklärungskampagne
Rezeptpflichtige Medikamente dürfen auch künftig ausschließlich gegen Rezept in Apotheken abgegeben werden. Versand von rezeptpflichtigen Arzneimitteln ist ein Hinweis auf Illegalität. Davor warnt die Apothekerkammer mit gutem Grund: Im vergangenen Jahr überprüfte die Arzneimittel-Aufsicht 4000 Postsendungen mit Medikamenten. Dabei kam heraus, dass 95 Prozent gefälscht waren.
Die Österreichische Apothekerkammer, Polizei und Gesundheitsministerium starteten deshalb die Aufklärungskampagne auf-der-sicheren-seite.at. Sie soll die Gefahren des Kaufs von rezeptpflichtigen Medikamenten im Internet verdeutlichen. „Dass rezeptfreie Medikamente in österreichischen Online-Apotheken bestellt werden können, verbessere diese Situation. Rehak: „Die bestmögliche Versorgung bieten aber auch in Zukunft die niedergelassenen Apotheken.“