Das Leben mit Rheuma, Kind und Kegel schaffen

Gesund / 03.07.2015 • 12:55 Uhr
Nicola Lins und ihr Sohn Nino verstehen sich gut und machen, was möglich ist, gemeinsam.  Foto: Privat  
Nicola Lins und ihr Sohn Nino verstehen sich gut und machen, was möglich ist, gemeinsam. Foto: Privat  

In solchen Fällen will der Alltag organisiert sein. Nicola Lins bringt alles unter einen Hut.

FELDKIRCH. (VN-mm) „Soll es ein Foto mit oder ohne Kind sein?“, fragt Nicola Lins (38). Gerne natürlich ein Foto mit Kind, wenn sie das aber nicht möchte, dann ohne. „Ich schicke Ihnen eines mit Nino“, sagt sie spontan. Denn der ist stolz auf seine Mama. Stolz darauf, wie sie trotz einer schweren Rheumaerkrankung das Leben meistert. Sie hat dem Fünfjährigen ihr Leiden nie verheimlicht. Gleichzeitig versucht Nicola Lins ihn nicht allzu sehr damit zu belasten. Doch Fragen wie jene, ob sie denn sterben müsse oder Schmerzen hab’, versucht sie, so offen wie möglich zu beantworten. Trotzdem gibt es auch Situationen, in denen Mutter und Sohn über die Krankheit sogar lachen können, dann nämlich, wenn Nino Nicola nachhumpelt, wenn sie die Morgensteifigkeit plagt.

Studie mit Biologika

Nicola Lins leidet seit ihrem vierten Lebensjahr an der rheumatoiden Arthritis (RA). Bis zu einem Alter von zwölf kamen die Schübe nur alle zwei Jahre. Danach war sie gut sechs Jahre beschwerdefrei. Ein überaus heftiger Schub mit 18 beendete diese unbeschwerte Zeit. Die Diagnose der Ärzte: rheumatoide Arthritis. „Das rechte Knie war geschwollen, Hüfte und Hände schmerzten“, erinnert sich Nicola Lins. Als Glück bezeichnet sie, dass sie im Jahr 2000 in der Rheuma-Ambulanz des Landeskrankenhauses Feldkirch an einer Studie mit neuen Biologika teilnehmen konnte. Das ermöglichte ein sofortiges Absetzen aller anderen Medikamente. „Es ging mir gut. Ich konnte sogar wieder klettern“, berichtet Lins.

RA und Kinderwunsch

Speziell die RA, eine chronisch entzündliche Form von Rheuma, kann in jedem Alter auftreten. Sie manifestiert sich jedoch am häufigsten in der Gruppe der 35- bis 55-Jährigen. Das bedeutet auch, dass Frauen mit Kinderwunsch und Betreuungsaufgaben betroffen sind. Nicola Lins ließ sich bezüglich Nachwuchs von der Krankheit nicht einschüchtern. „Mit einem entsprechenden Therapieplan können Frauen mit RA Kinder bekommen“, betont sie. Es sei aber sehr wichtig, dass Betroffene nicht nur den Kinderwunsch mit ihrem behandelnden Arzt absprechen, sondern sie sich nach der Geburt weiter an den Behandlungsplan halten. Ebenso müssten Mütter lernen, Hilfe anzunehmen, wie wohl das vielen schwer falle. „Eine Mutter mit RA muss aber auf eine gute soziale Struktur vertrauen können“, stellt Nicola Lins klar. Ihr waren die Eltern eine große Hilfe, als Nino zur Welt kam. „Denn mein Mann musste ja arbeiten.“ Inzwischen ist sie selbst wieder in den Beruf eingestiegen. Die junge Frau arbeitet 30 Prozent mit schwer erziehbaren arbeitslosen Jugendlichen.

Therapietreue

Ebenso wie der Job ist ihr die Therapietreue ein Anliegen. Sie nimmt die Kontrolluntersuchungen in der Rheuma-Ambulanz des Landeskrankenhauses Bludenz regelmäßig wahr. Sie besucht einmal wöchentlich die von der Rheuma-Selbsthilfegruppe organisierte Turngruppe. Sie macht Physiotherapie und kurt regelmäßig mit Sohn Nino. „Es muss gut organisiert sein. Dann funktioniert es“, macht Nicola Lins anderen Mut. Mit Ilse Mair aus Hard leitet sie außerdem die Landesgruppe der Österreichischen Rheumaliga.

Nicola Lins achtet auf sich und fährt gut damit. Dass sie auf Dinge, die andere Mütter mit ihren Kindern tun können, verzichten muss, etwa Radfahren oder Skifahren, schmerzt hin und wieder. „Jetzt ist Nino aber in einem Alter, in dem er langsam anfängt, es zu verstehen. Das tut uns beiden gut“, sagt Nicola Lins und klingt schon wieder zufrieden.

Infos und Kontakte zum Angebot der Rheuma-Liga erhalten Interessierte unter: www.rheumaliga.at