Zähne als Gesundbarometer

Gesund / 31.07.2015 • 11:28 Uhr
Der klare Appell der Experten lautet: Bei Zahnfehlstellungen sofort reagieren und nicht lange zuwarten.
Der klare Appell der Experten lautet: Bei Zahnfehlstellungen sofort reagieren und nicht lange zuwarten.

Festspiel-Gespräche. Wenn die Bisslage nicht stimmt, eckt es überall im Körper.

bezau. (VN-mm) Zähne ziehen? Löcher füllen? Auch das muss in der Zahnheilkunde noch sein. Allerdings liegt zwischenzeitlich selbst dort der Behandlungsfokus auf dem ganzen Menschen. „Gesund beginnt im Mund“ lautet nicht umsonst der Slogan der Österreichischen Gesellschaft für ganzheitliche Zahnmedizin (ÖGZM). Denn die Wechselwirkungen, die eine Bissfehlstellung auf den übrigen Körper hat, sind wissenschaftlich längst nachgewiesen. Ebenso, dass alternative und komplementärmedizinische Therapien ihren Beitrag zur Gesundung leisten können. „Wir müssen nicht mehr nur auf die Wirkung traditioneller Heilmethoden vertrauen, sondern können sie heute auch erklären“, betonte ÖGZM-Präsidentin DDr. Irmgard Simma bei einer Publikumsveranstaltung, die im Vorfeld der diesjährigen Festspiel-Gespräche zur Ganzheitsmedizin in Bezau stattgefunden hat.

In ihrem Impulsvortrag beleuchtete die in Bregenz tätige Zahnärztin vor allem die Zusammenhänge zwischen Kausystem und dem übrigen Körper. So können Zahnfehlstellungen Kopfschmerzen, Hals- und Nackenschmerzen, Haltungsprobleme und vieles mehr verursachen. „Das hängt mit der Positionierung des Unterkiefers zusammen“, erklärte Irmgard Simma. Stimmt die Bisslage nicht, zieht sich das durch den gesamten Organismus. „Je besser die Position von Unter- zu Oberkiefer ist, umso weniger Probleme gibt es mit der Wirbelsäule“, nannte sie ein Paradebeispiel. Um die Haltung zu harmonisieren sei es wichtig, eine schlechte Bisslage möglichst früh zu therapieren. Wobei sie einer funktionellen Behandlung, etwa mit speziellen Zahnspangen, den Vorzug vor operativen Eingriffen einräumt.

Als Kieferchirurg sei er früher der Meinung gewesen, dass alles, was sich nicht rausschneiden lasse, nicht gut sei, räumte Dr. Stefan Kopp freimütig ein. Inzwischen hat sich seine diesbezügliche Einstellung geändert. „Es gibt Wechselwirkungen, die sich der Chirurgie entziehen“, lehrte ihn das Leben. Zahnbelag etwa lässt sich nicht mit dem Skalpell entfernen. Aber: „Zahnbelag macht krank“, sagte Kopp. So tummeln sich auf einem Millimeter Zahnbelag sage und schreibe zehn Millionen Bakterien. „Die muss auch der Darm erst einmal verarbeiten“, merkte er an. Noch brisanter sind solche Zahnprobleme als Auslöser von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes oder Rheuma. Schiefe Zähne müssten deshalb schnellstens behandelt werden, meinte auch Stefan Kopp. Um sich die Beißer lange gesund zu erhalten, riet er zur gemeinsamen Zahnpflege in jedem Lebensalter und -abschnitt.

Berührende Wirkung

Eingang gefunden in die ganzheitliche Zahnmedizin hat auch die Reflexzonentherapie. Als Pionierin gilt Hanne Marquardt. „Diese Therapie bietet die Möglichkeit, den ganzen Menschen zu behandeln“, führte die rüstige Dame aus.

Als weiteren Vorteil bezeichnete sie die praktische Handarbeit, die der Reflexzonentherapie am Fuß zugrunde liegt. Dann sind da noch die zwischenmenschlichen Berührungen. Für Marquardt machen sie wenigstens die Hälfte des Behandlungserfolges aus. Ebenfalls etablieren konnte sich die chinesische Akupunktur. „Zum Beispiel lässt sich über Punkte in der Mundschleimhaut die Wirbelsäule beeinflussen“, berichtete Dr. Jochen Gleditsch.