Das stinkt fürwahr
Der orangefarbene Kleinlaster des städtischen Bauhofs hebt sich grell gegen das makellos blaue Firmament ab. Es ist neun Uhr morgens, doch auf der Ladefläche türmt sich schon der Müll: ein rostiges Fahrrad, Flaschen, Dosen, Plastik und fettglänzende Essensreste. Der Anblick stinkt buchstäblich zum Himmel. Dabei ist das, was sich da an Unrat angehäuft hat, nur der eines einzigen Badetags. Die Männer, die im Morgengrauen am Bregenzer Seeufer den Mist anderer wegräumen, müssen fürwahr gute Nerven und einen noch besseren Magen haben.
Anderenorts liegen, nicht einmal notdürftig verborgen, zahllos die Überreste menschlicher Bedürfnisse. Papiertaschentücher, die in ihrem Weiß wie Pfeile ins Auge stechen. Ich frage mich immer, wie es wohl bei denen zu Hause aussieht, die ihren Dreck dort zurücklassen, wo sie gerade sind. Blitzsauber, weil alles draußen bleibt, oder so, wie es die Müllhaufen vermuten lassen? Wir wollen es wahrscheinlich gar nicht wissen.
Dass die Entsorgung durch die öffentliche Hand zusätzliches Steuergeld kostet, scheinen die nachlässigen Zeitgenossen hartnäckig zu ignorieren. Wie sonst könnte sich Sommer für Sommer das gleiche Schauspiel wiederholen. Augen zu und weg, lautet offenbar die Devise. Doch was tun? Den Mist liegenlassen? Würde kein gutes Bild machen. Den Müllsündern auflauern? Zu aufwendig. Bleibt also wieder nur der Appell an den gesunden Hausverstand. Der lässt sich mit ein bisschen gutem Willen auch bei Hitze einschalten.
marlies.mohr@vorarlbergernachrichten.at
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