Eine Spezialambulanz für Tracheostoma-Patienten

Interdisziplinäre Zusammenarbeit bietet für die Patienten viele Vorteile.
FELDKIRCH. Am Landeskrankenhaus Feldkirch kümmert sich seit 2012 ein interdisziplinäres HNO-Ambulanzteam um Patienten, die eine operativ angelegte Öffnung der Luftröhre – ein sogenanntes Tracheostoma – erhalten haben. Eine Medizinerin, eine Diaetologin, eine Logopädin sowie eine Pflegefachkraft und ein medizintechnischer Berater beraten und untersuchen zweimal monatlich jene Tracheostoma-Patienten, bei denen Probleme auftreten. Dem Patienten kommt die Interdisziplinarität zugute, denn es reicht ein Termin zur Abklärung und Lösung. Vorgestellt wurde die Ambulanz kürzlich bei einer Dreiländer-Tagung zum Thema Ernährung im Festspielhaus Bregenz.
Komplexe Anforderungen
Ein Tracheostoma ist eine operativ angelegte Öffnung der Luftröhre nach außen. Sie wird in der Regel durch ein Kunststoffröhrchen (Trachealkanüle) offen gehalten, das in Größe und Form individuell für den Patienten ausgewählt wird. Ein Tracheostoma kann vorübergehend (nach Operationen bei bösartigen Tumoren im Kopf-Hals-Bereich) oder dauerhaft (wenn ein Patient künstlich beatmet werden muss) erforderlich sein. Die Maßnahme wird unter anderem bei Krebserkrankungen im Kopf-Hals-Bereich oder bei schweren neurologischen Erkrankungen erforderlich. Patienten mit einem Tracheostoma stellen komplexe Anforderungen in der Versorgung mit Heil- und Hilfsmitteln. Um die Betreuung dieses speziellen Patientenkollektivs zu verbessern, wurde im November 2012 im LKH Feldkirch die österreichweit erste interdisziplinäre Tracheostoma-Fachambulanz eingerichtet.
Rasche Lösung
Durch diese fachübergreifende Zusammenarbeit wird dem Patienten eine rasche und zielführende Lösung bei Fragestellungen rund um das Tracheostoma angeboten, zudem kann eine adäquate Versorgung mit Hilfsmitteln und eine Optimierung der Ernährung gewährleistet werden. Maria-Magdalena Wetzinger, Diaetologin im LKH Feldkirch, berichtet, dass bis Ende des vergangenen Jahres 61 Tracheostoma-Patienten das Angebot in Anspruch genommen haben und diaetologisch betreut wurden. Die interdisziplinäre Spezialambulanz ist eine Einrichtung der Abteilung für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie, Leiter ist Prim. Dr. Wolfgang Elsäßer.
Folgende Probleme treten manchmal bei Tracheostoma-Patienten auf und werden in der Ambulanz behandelt: Probleme mit der Stimmprothese oder Trachelkanüle, aber auch Schwierigkeiten mit der Ernährung (Evaluation des Ernährungsrisikos, unterstützende Ernährungstherapie, Supplemente und Sondenkost) im Fall eines Tracheostomas. Nicht zuletzt kann es auch zu Problemen mit dem Schlucken kommen.
Ein besonderes Gewicht kommt dem Thema Schlucken zu. Etwa 7 Prozent der Bevölkerung (also rund 600.582 Österreicher) sind von einer Schluckstörung (Dysphagie) betroffen, welche meist durch eine Grunderkrankung, zum Beispiel des Gehirns oder durch Veränderungen der Speiseröhrenwand, bedingt ist. Dysphagie führt häufig zu Mangelernährung, Austrocknung und stark eingeschränkter Lebensqualität.
Gelangt beim Schlucken Nahrung oder Speichel in die Luftröhre (Fehlschlucken), wird meist eine sogenannte geblockte Trachealkanüle verwendet, die mit einem Ballon am unteren Ende die Luftröhre zum Speiseweg hin abdichtet. Neben dem Schlucken sind es auch die Beratungsgespräche mit den Fachleuten, die Patienten häufig nutzen. Der Behandlung geht immer eine Untersuchung des Patienten voraus, um etwa den Schluckakt durch eine videoendoskopische Untersuchung beurteilen zu können. HNO-Ärztin Dr. Ranta stellt schließlich die Diagnose. Einige Patienten benötigen auch ein Rezept für Sondenkost, weiters finden Versorgungen mit Heil- und Hilfsmitteln für tracheotomierte Patienten statt.
Dazu zählen Neuanpassungen, Neuverordnungen und Neuausgaben, aber auch Sonderanfertigungen der Kanülen. Eine Vision des Teams ist eine verstärkte Nutzung des interprofessionellen Kompetenz-Pools auch in anderen Fachbereichen. Im September wird die Spezialambulanz auf dem Kongress der Europäischen Gesellschaft für klinische Ernährung in Lissabon vorgestellt.
Spezialambulanz
» Öffnungszeiten: 2 x monatlich: Dienstag 9 bis 12 Uhr
» Anmeldung und Kontakt: Überweisung durch niedergelassene Ärztinnen/Ärzte erforderlich.
» Terminvereinbarung: Tel. 05522/303-1330, E-Mail: lkhf.hno@lkhf.at