Ein sehr deutliches Warnsymptom

Gesund / 18.12.2015 • 10:21 Uhr
Primar Andreas Reissigl veranschaulichte den zahlreichen Besuchern in klaren und verständlichen Worten, welche Folgen ein langes Zuwarten bei Blut im Harn haben kann. Foto: VN/Hofmeister

Primar Andreas Reissigl veranschaulichte den zahlreichen Besuchern in klaren und verständlichen Worten, welche Folgen ein langes Zuwarten bei Blut im Harn haben kann. Foto: VN/Hofmeister

Klare Botschaft: Blut im Harn erfordert in jedem Fall eine medizinische Abklärung.

FELDKIRCH. (VN-mm) „Das Wichtigste, das ich Ihnen von diesem Abend mitgeben möchte ist, dass sie sofort zum Arzt gehen, wenn Sie Blut im Harn feststellen.“ Denn: „Wir erleben es immer wieder, dass Patienten das Problem monatelang mit sich herumschleppen. Wenn sie dann doch kommen, kann es mitunter zu spät sein“, unterstrich Primar Andreas Reissigl, Leiter der Urologie im Landeskrankenhaus Bregenz, seine Aussage. Außerdem legte er den Besuchern des MedKonkret-Vortrags das Vermeiden von Risikofaktoren ans Herz. Dazu zählen vor allem Rauchen, zu wenig Flüssigkeit, schlechte Ernährung und ein Mangel an Bewegung.

Deutliches Warnzeichen

Die von den Landeskrankenhäusern gemeinsam mit den VN initiierte neue Gesundheitsplattform MedKonkret kommt an. Andreas Reissigl, der mit Primar Heinz Drexel für das Programm verantwortlich zeichnet, hob als großes Anliegen die Gesundheitsförderung hervor. „MedKonkret will einen Beitrag dazu leisten, Alarmsignale früh genug zu erkennen, um dann rechtzeitig die entsprechenden Maßnahmen einleiten zu können“, betonte er. Die Botschaft zeigt Wirkung. Auch der zweite Vortrag im Panoramasaal des Landeskrankenhauses Feldkirch stieß auf großes Publikumsinteresse. Dabei ging es um Blut im Harn und seine möglichen gesundheitlichen Auswirkungen. „Blut im Harn – Alarm“, so der Titel der Veranstaltung, klinge zwar hart, sei aber nicht übertrieben, merkte Reissigl an. In vielen Fällen stellt dieses Symptom tatsächlich ein Warnzeichen für eine schwere Erkrankung dar. Frühzeitig erkannt stehen die Heilungschancen aber gut.

Die medizinische Bezeichnung für Blut im Harn heißt Hämaturie. Wobei zwischen einer Mikro- und Makrohämaturie unterschieden wird. Bei der Markrohämaturie ist das Blut mit freiem Auge sichtbar, bei der Mikrohämaturie muss ein Teststreifen oder eine Laboranalyse helfen. Eine Harnanalyse per Teststreifen sollte laut Primar Reissigl zusätzlich durch eine Laboruntersuchung abgesichert werden. Übrigens reichen schon minimale Bestandteile an roten Blutkörperchen aus, um den Harn zu färben.

Genaue Ursachenforschung

Wichtig für die ärztliche Abklärung ist die Lokalisation der Blutungsquelle. Ist die erste Harnportion blutig, sitzt die Blutungsquelle vermutlich in der Harnröhre. Ist der gesamte Harn blutig, kommen Nieren oder Harnleiter in Betracht. Ist nur die letzte Portion des Harns blutig, müssen Prostata und Blasenhals untersucht werden. Eine für die Diagnose bedeutende Unterscheidung liegt auch im Schmerzempfinden. „Es gibt eine schmerzlose und schmerzhafte Hämaturie“, erklärte Andreas Reissigl. Schmerzen können von Steinen, Verletzungen, Entzündungen und Tumoren herrühren. Alarmsymptom Nummer eins stellt jedoch die schmerzlose Hämaturie dar, weil meist ein Tumor dahintersteckt. Auch Medikamente können zu Blut im Harn führen. „Deshalb braucht es eine genaue Ursachenforschung“, betonte der Mediziner.

Ausschluss von Tumoren

Deren primäres Ziel ist der Ausschluss von Tumoren im Harntrakt. Erst dann wird nach anderen möglichen Erkrankungen gesucht. Die Diagnosestellung erfolgt unter anderem mittels radiologischer Methoden, also Ultraschall, Computertomografie und MRT sowie Spiegelungen, für die heutzutage feinste Endoskope verwendet werden. Eine neue Möglichkeit hat sich mit der sogenannten photodynamischen Diagnostik aufgetan. Dabei wird die Blase mit einem Farbstoff gefüllt, der Auffälligkeit, die bei einer Blasenspiegelung nicht zu sehen sind, sichtbar macht. „Damit lassen sich beispielsweise Tumore viel früher erkennen“, sagte Reissigl. Besonders häufig kommen Tumore in den Nieren, im Harnleiter, in der Harnröhre und Harnblase sowie in der Prostata vor. Werden sie rechtzeitig entdeckt und adäquat behandelt, liegen die Heilungschancen sehr gut. Die eingangs genannten Schlussworte des Experten haben also ihre Berechtigung.

Primar Andreas Reissigl veranschaulichte den zahlreichen Besuchern in klaren und verständlichen Worten, welche Folgen ein langes Zuwarten bei Blut im Harn haben kann.  Foto: VN/Hofmeister
Primar Andreas Reissigl veranschaulichte den zahlreichen Besuchern in klaren und verständlichen Worten, welche Folgen ein langes Zuwarten bei Blut im Harn haben kann. Foto: VN/Hofmeister