Das Familiengeheimnis Alkohol aufbrechen

Gesund / 25.02.2016 • 18:30 Uhr
Kinder aus suchtbelasteten Familien leiden besonders unter der Situation. Die Caritas hilft mit Gesprächen und Gruppentherapie.  Foto:caritas
Kinder aus suchtbelasteten Familien leiden besonders unter der Situation. Die Caritas hilft mit Gesprächen und Gruppentherapie. Foto:caritas

Caritas in Feldkirch unterstützt speziell auch Kinder aus Suchtfamilien in „Trampolin-Gruppen“.

Feldkirch. Täglich ein Feierabend-Bier oder ein Gläschen Rotwein zum Essen: Wann ist es Genuss und wann spricht man von Sucht? Beim Trinken von Alkohol bewegen sich viele Menschen an die Grenze zur Abhängigkeit. Doch der Übergang vom Genuss- zum Suchtmittel ist oft fließend und über die Jahre schleichend. Die Folgen sind schwerwiegend, nicht nur für den alkoholkranken Menschen. „Wohl jeder suchtkranke Mensch wird im Laufe seines Lebens von Menschen begleitet, die ihm nahe stehen und helfen wollen“, sagt Monika Chromy, Stellenleiterin der Suchtfachstelle Feldkirch. „Doch gleichzeitig sind diese Menschen, meist Angehörige, einem enormen Leistungsdruck ausgesetzt.“

Falscher Schutz

Süchtiges Verhalten stellt immer einen Problemlösungsversuch dar, etwa um Ärger zu vergessen, Überforderung abzuwenden, Trauer zu überwinden, Ängste zu reduzieren oder Entspannung zu finden. Angehörige versuchen manchmal, das Problem „Trinken“ dadurch zu lösen, dass sie den Alkohol verstecken. „Dabei übersehen sie, dass durch dieses Handeln nur ein weiteres Problem geschaffen wird: Sie übernehmen die Verantwortung für das (Trink)-Verhalten des trinkenden Partners. Oft versuchen sie, den Partner vor den Konsequenzen seines süchtigen Verhaltens zu schützen, zum Beispiel indem sie ihn beim Arbeitgeber krank melden, Rechnungen zahlen usw. Diese Verhaltensweisen können das System des Alkoholkranken aufrechthalten und bewirken, dass für den suchtkranken Menschen keine Notwendigkeit besteht, etwas zu ändern“, berichtet Monika Chromy aus der Praxis. Letztlich dreht sich der Alltag von Angehörigen nur noch um das Leben des abhängigen Partners. So laufen sie Gefahr, selber körperlich oder psychisch krank zu werden.

Verhaltensmuster ablegen

Um Angehörige zu unterstützen, wurden individuelle Beratungs- und Hilfsangebote entwickelt. Alle zielen in erster Linie darauf ab, das Augenmerk der Angehörigen weg vom abhängigen Menschen auf das eigene Leben zu lenken. „Eine große Herausforderung besteht darin, ungesunde Verhaltensmuster zu erkennen“, sagt Chromy. Denn: „Nur durch Veränderungen der Angehörigen, wie etwa die Unterlassung von Unterstützungen im Alltag, werden Betroffene auf sich selbst gestellt. Dies ist mit dem Bild eines Mobiles verstehbar. Das Mobile ist ein Gebilde von mehreren zusammenhängenden Figuren. Wenn eine Figur bewegt wird, bewegen sich alle anderen Figuren auch.“

Kinder leiden mit

Seit vielen Jahren liegt der Fokus verstärkt auf Kindern aus suchtbelasteten Familien. Sie wachsen meist in einer Atmosphäre extremer Unsicherheit und Unbeständigkeit auf. So werden Versprechen oder Ankündigungen oft nicht eingehalten. Sie schämen sich für die schlechten körperlichen Zustände des alkoholkranken Elternteils, verhalten sich aber doch loyal. „Die Angst, die Eltern zu verlieren, ist groß. Sie wollen ihren Eltern helfen, können es aber nicht“, beschreibt Monika Chromy die schwierige Situation. In „Trampolin-Gruppen“ lernen Kinder aus suchtbelasteten Familien das Thema Sucht besser zu verstehen. Hier treffen sie auch andere Kinder, denen es ähnlich ergeht. „In der Gruppe gibt es viel zu lernen, aber bei uns wird auch ganz viel gespielt, geredet und gelacht“, erzählt Monika Chromy.

Die Suchtarbeit stellt in der Caritas Vorarlberg seit jeher ein wichtiges Angebot dar. „Wir arbeiten sehr niederschwellig, flexibel und ohne Zwang. Die Bereitschaft, etwas zu verändern, liegt also beim Klienten“, betont Chromy. Ziel aller Maßnahmen sei es, eine Verbesserung der Lebenssituation für Betroffene und deren Familien zu erreichen.

Suchtfachstellen

» Bludenz: Tel: 05522/200-2015

» Bregenz: Tel.: 05522/200-1700

» Feldkirch: Tel.: 05522/200-1700

» Dornbirn: Tel.: 05522/200-4022

» Egg: Tel.: 05522/200-3100

» Kleinwalsertal:
Tel.: 05522/200-4022

» Weitere Infos:
E-Mail: suchtfachstelle@caritas.at und www.caritas-vorarlberg.at