Sportliche Zeiten
Olympische Sommerspiele in Rio. Genau, da ist doch was. Aber so weit weg und die wirklich interessanten Bewerbe zu mitteleuropäischer Unzeit. Deshalb kaum von Belang und noch weniger von Interesse. Zumindest bis vor Kurzem. Mangels attraktiverer Sendeangebote bleibt man, sofern Feierabend vor dem Fernseher auf dem Programm steht, irgendwann doch bei den Wettkämpfen hängen. Und plötzlich fesseln einen Sportarten, von denen man es nie und nimmer erwartet hätte. Judo beispielsweise. Da liegen sich vier Minuten lang zwei Frauen mit verbissenen Gesichtern in den Haaren und jede nur darauf bedacht, die andere möglichst schnell auf die Matte zu befördern. Ästhetik sieht wahrlich anders aus. Vermutlich hätte ich mich schon deshalb sofort davongezappt, wäre nicht eine Österreicherin im Spiel um Medaillen gewesen. Man ist halt doch Patriot.
Irgendwann bekommt das Ganze dann sowieso eine sonderbare Eigendynamik und man wartet gespannt auf den nächsten Bewerb. Segeln: Für mich Bergziege etwas Urlangweiliges. Wenn jedoch der österreichische Katamaran pfeilschnell durch die Wellen pflügt und einen Gegner nach dem anderen abhängt, hat das schon was. Oder die Kanuten im Wildwasser, die Synchronspringer vom Zehn-Meter-Brett, die Schützen, Turner, Volleyballer, Tennisspieler … es packt einen, ob man will oder nicht. Sport verbindet, selbst, wenn Tausende Kilometer dazwischen liegen. Nur sich selbst bewegen ist noch schöner. Vergessen Sie vor dem Fernseher nicht darauf.
marlies.mohr@vorarlbergernachrichten.at
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