Banalität mit enormer Bedeutung
Die Wichtigkeit des Pulses wird oft unterschätzt. MedKonkret klärte auf.
feldkirch. (VN-mm) Körperliche Anstrengung, Erregung, Ärger, aber auch Fieber können den Puls durch die Decke schießen lassen. Ein Grund zur Besorgnis ist das jedoch nicht. Erst, wenn der Puls beständig zu hoch, zu niedrig oder unregelmäßig ist, muss die Ursache ärztlich abgeklärt werden. Denn hinter solchen Schwankungen kann eine gefährliche Herzkrankheit stecken. Diese wichtige Botschaft gab Primar Heinz Drexel, Leiter der Internen Abteilung im Landeskrankenhaus Feldkirch, den mehr als 400 MedKonkret-Besuchern mit auf den Heimweg. Ein Puls unter 30 und über 150 Schlägen pro Minute gilt schon als Notfall.
Zusatztermin
Einmal mehr vermochte der Panoramasaal im Landeskrankenhaus Feldkirch das interessierte Publikum kaum zu fassen. Schon lange vor Beginn des Vortrags mussten zahlreiche Besucher abgewiesen werden, weil der Platz ausging. Spontan wurde deshalb beschlossen, einen Zusatzvortrag einzuschieben, der am kommenden Dienstag, 20. September, wieder im Panoramasaal stattfindet. Heinz Drexel selbst befasst sich bereits seit 40 Jahren mit dieser Thematik. Und weil dem Internisten auch die Praxis wichtig ist, instruierte er die Zuhörer im richtigen Messen des Pulses. Die gängigste Art ist jene, den Puls mit zwei Fingern an der Innenseite des Handgelenks zu messen. Weitere Möglichkeiten gibt es am Hals, am Fußrücken sowie an der Knöchelhinterseite. „Auch Ärzte messen vor jeder anderen Intervention den Puls“, verdeutlichte Drexel die Wichtigkeit einer Maßnahme, die von Laien oft als banal angesehen wird.
Herzschrittmacher
Optimal ist laut dem Internisten ein Puls von 60 Schlägen pro Minute. „Erlaubt sind aber 50 bis 100“, beruhigte er gleichzeitig. Der Puls kann jedoch auch zu langsam oder zu schnell sein, wobei ein langsamer Puls medizinisch mehr Sorgen macht, weil er meistens krankhafte Ursachen hat. Da Medikamente wenig nützen, wird meist sofort ein Schrittmacher implantiert, der Herzvorhof und Herzkammer wieder in einen sinnvollen Takt bringt. „Ohne eine solche Behandlung lässt die Herzleistung deutlich nach“, sagte Heinz Drexel. Ebenfalls therapiebedürftig ist ein dauernder zu schneller Puls. In solchen Fällen kommen Spezialschrittmacher zum Einsatz.
Besonders gefährlich ist ein unregelmäßiger Puls. Er deutet nämlich auf ein Vorhofflimmern hin. Symptome sind Atemnot, Schwäche und Schwindel, Ursachen ein hoher Blutdruck, das Alter oder die Schilddrüse. Als Folgen listete Drexel abnehmende Herzleistung, Emboliegefahr und damit verbunden ein erhöhtes Schlaganfallrisiko auf. Rund zehn Prozent der über 75-Jährigen leiden an Vorhofflimmern. Um Gerinnsel und damit einen Hirninfarkt zu verhindern, wird eine Blutverdünnung durchgeführt. Wobei Verdünnung nicht das richtige Wort sei. „Die Gerinnung ist gebremst, das Blut geschmeidiger, und es klumpt nicht mehr so leicht“, klärte der Internist auf. Auf diese Weise könnten zwei von drei Schlaganfällen verhindert werden. Deshalb die Ansage: „Einen unregelmäßigen Puls unbedingt medizinisch abklären lassen.“
Zum Schluss gab es Neuigkeiten in eigener Sache. Heinz Drexel geht mit Jahresende zwar als Spitalsarzt in Pension. Den Patienten bleibt er mit einer Praxis in Liechtenstein jedoch erhalten. Ab 1. November übernimmt er zudem eine Professur an der Drexel-Universität in Philadelphia.
Zusatztermin
Wenn das Herz aus dem Takt gerät
Referent: Primar Heinz Drexel, Interne Abteilung, LKH Feldkirch
Termin: Dienstag, 20. September 2016, Panoramasaal LKH Feldkirch
Beginn: 19 Uhr, Einlass ab 18 Uhr, Eintritt frei, ebenso das Parken in der LKH-Parkgarage