Ein mögliches Risiko möglichst früh abklären

Das neue Brustkrebsvorsorge-Programm, seine Mythen und wie es sich damit verhält.
Wien. Noch immer ranken sich viele Mythen um die neue Brustkrebsvorsorge, was zwangsläufig zu Unsicherheiten bei vielen Frauen führt. Marianne Bernhart, programmverantwortliche Medizinerin, erklärt, wie es sich mit dem Screening tatsächlich verhält.
Mythos 1: Jeder Krebsfall in der Familie führt automatisch zu einem erhöhten Brustkrebs-Risiko: Nicht alle Frauen, die einen Krebs- oder Brustkrebsfall in der Familie haben, sind von einem erhöhten familiären Risiko für Brustkrebs betroffen. Da das tatsächliche Risiko von verschiedenen Faktoren abhängt, bedeutet nicht jeder (Brust-)Krebsfall in der Familie automatisch ein erhöhtes familiäres Risiko für Brustkrebs. „Nur in 5 bis 10 Prozent aller Fälle von Brust- bzw. Eierstockkrebs sind vererbbare Veränderungen eines Gens die Ursache. Wichtig ist es, das Risiko abzuklären, wenn es Unsicherheit gibt. Ich empfehle daher allen Frauen, die ein genetisch erhöhtes Risiko vermuten, mit ihrem Vertrauensarzt darüber zu sprechen“, sagt Marianne Bernhart.
Frauen mit familiärem Brustkrebs-Risiko werden außerhalb des Programms über zuweisende Ärztinnen und Ärzte betreut. „Für alle anderen, gesunden Frauen bietet das Zwei-Jahres-Intervall des Brustkrebs-Früherkennungsprogramms ausreichend Sicherheit.“
Mythos 2: Es wäre besser, öfter als alle zwei Jahre zur Brustkrebs-Früherkennung zu gehen: Nach eingehender Analyse und Diskussion wurde auch in Österreich ein Zwei-Jahres-Intervall für die Brustkrebs-Früherkennung gewählt. Dieses folgt den Empfehlungen internationaler Leitlinien und wird von den meisten europäischen Ländern, die solche Screening-Programme eingeführt haben, umgesetzt. „Es gibt derzeit keinen Hinweis darauf, dass ein Screening-Programm mit jährlich durchgeführten Mammografien einen zusätzlichen Nutzen bringt und Brustkrebs so früher entdeckt wird“, erklärt Bernhart.
Vielmehr wäre eine Zunahme der falsch-positiven und Überdiagnosen sowie Übertherapien zu erwarten. „Intervallkarzinome bzw. Tumore, die sehr schnell wachsen können, sind leider auch durch jährliche Mammografien nicht zu verhindern.“ Wenn eine Frau Beschwerden hat, es zu Veränderungen der Brust kommt oder eine Mammografie aus anderen Gründen medizinisch notwendig ist, kann sie unabhängig vom Alter und vom Zeitpunkt der letzten Mammografie jederzeit zur (diagnostischen) Mammografie überwiesen werden.
Mythos 3: Auch junge Frauen sollen regelmäßig zur Mammografie gehen: Die Mammografie als regelmäßige Screening-Untersuchung wird gesunden Frauen unter 40 Jahren von keiner medizinischen Fachgesellschaft empfohlen. „Das Brustgewebe von jungen Frauen ist so dicht, dass gesundes von krankem Gewebe nur schwer unterschieden werden kann. Zudem ist das junge Gewebe empfindlicher gegenüber Röntgenstrahlung, und es kann nicht ausgeschlossen werden, dass durch wiederholte, regelmäßige Strahlenbelastung Brustkrebs ausgelöst wird“, begründet Bernhart.