Fast zum Frösteln
Gehören Sie auch zu jenen, die beim Wandern oder in ferneren Urlaubsgefilden an keiner Kapelle oder Kirche vorbeikommen, ohne eine Kerze anzuzünden? Ich bekenne, dass ich das gerne mache. Nicht, weil ich katholischer als der Papst bin, dazu fehlt mir vermutlich ein großes Stück. Aber Licht hat für mich stets etwas Tröstliches, selbst wenn es nichts zum Trösten gibt und das Leben zum Umarmen schön ist. Licht wärmt einfach die Seele. Da ist es egal, dass man eine Kerze meist nicht für sich, sondern für jemand anderen entzündet, jemandem, dem sie Glück bringen soll, oder jemandem, dem sie im Dunkeln leuchten soll. Kann ja nie schaden, meine ich. Und der Glaube versetzt bekanntlich Berge.
Mir persönlich sind dafür Wachskerzen immer noch am liebsten. LED-Lichter wirken auf mich kühl und kalt. Irgendwie zum Frösteln. Aber zumindest was Kerzen betrifft, geht sogar die Kirche mit der Zeit. Unlängst auf Menorca urlaubend, besuchte ich eine Kathedrale. Ein steinernes Ungetüm, doch wunderbar in ihrer Art. Bei den Seitenaltären fand ich die Pulte mit, richtig geraten, LED-Kerzen. Sie muteten an wie die Batterien von Feuerwerken. Auch ein Vergleich mit strammen Zinnsoldaten wäre zulässig. Anheimelnd sieht jedenfalls anders aus. Viele Lichter brannten nicht. Vielleicht, weil die Menschen kein Vertrauen in die Technik hatten. Ich ließ trotzdem ein paar 50-Cent-Stücke in die Kasse fallen und siehe da, ein Lämpchen nach dem anderen sprang an. Es gibt fürwahr Schöneres, aber mögen die Kerzen lange brennen, für wen auch immer.
marlies.mohr@vn.at
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