Öfter die Augen auf
Das Handy: für viele unverzichtbar. Bleibt es versehentlich einmal zu Hause liegen, ist die Unruhe groß. Jemand könnte anrufen, eine Message schicken, oder es passiert etwas, und man ist nicht dabei. Ja, oft leistet ein Handy gute Dienste. Aber irgendwie geht auch der Blick für Wesentliches verloren, für das, was um uns herum geschieht. Das muss gar nicht epochal sein. Dieser Tage war ich mit meinem Hund unterwegs, als uns eine junge Dame entgegenkam. Dunkle Sonnenbrille und das Handy so nahe vor dem Gesicht, dass für weiträumiges Sehen vermutlich kein Millimeter Platz mehr war. Ich ließ sie auf mich zukommen. Als sie plötzlich doch merkte, dass es eng werden könnte und mit einem erstaunten „Oh“ bremste, passte fast kein Löschblatt mehr zwischen uns. Sie umrundete den Hund und mich mit einem entschuldigenden Lächeln und setzte den Weg wie gehabt fort. Gegenverkehr war keiner in Sicht.
Unlängst bei mir zu Hause: vier junge Leute auf dem Sofa und jeder fingerte an seinem Handy herum. Ich hätte ein Foto machen und es ihnen unter die Nase halten sollen. Die Reaktion wäre vermutlich gewesen: „Mama, kannst du mir das per WhatsApp schicken?“ Klar doch, wir Alten halten da schon mit. Zum Glück nicht so exzessive. Doch was nützt es noch? Die Augen schwächeln schon. Bei den Jungen könnte die Warnung der Ärzte vor Kurzsichtigkeit, die durch zu häufigen Gebrauch von Handys offenbar zunimmt, aber noch nützen. Also, öfter mal den „Knochen“ wegräumen und mit offenen Augen durch die Welt gehen.
marlies.mohr@vn.at
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