An sanften Zügeln
Der Bub trödelte, und es machte ihm Spaß. Er balancierte auf Mauern, kickte kleine Steinchen vor sich her, schwatzte und lachte. Die Schule war noch so weit weg, aber das Leben in diesem Moment so nah. Ein Mädchen begleitete ihn, doch ihr Übermut hielt sich in Grenzen. Sie ließ sich zu keinen Turnübungen auf Mauervorsprüngen hinreißen. Aber sie lachte mit, wenn ihr kleiner Freund lachte, und sie hüpfte mit, wenn er hüpfte. Es war schön, diese beiden Kinder im Licht des anbrechenden Morgens zu beobachten. Ein paar Straßen weiter spazierte eine Mutter mit ihrem Sohn zum Kindergarten. Dabei unterhielten sie sich angeregt. Den Wortfetzen nach, die durch die Luft getragen wurden, sprachen sie über die nächsten Ferien. Es ging um Ostern. Vielleicht planen sie Ferien, irgendwo, wo es warm und sonnig ist.
Was ich Ihnen damit sagen möchte? Ganz einfach: Kinder gehen noch gerne zu Fuß. Sie müssen nicht immer mit dem Auto gefahren werden. Erwachsene können sie begleiten, aber es geht gut auch alleine, wenn sie darauf vorbereitet werden. Erinnern Sie sich nur einmal an Ihre eigene Schulzeit. Was gab es Schöneres, als mit den Kameraden vor und nach der Schule noch ein bisschen herumzualbern. Vor allem aber war man in Bewegung. Etwas, das vielen heutzutage fehlt. Die Folgen kennen wir. Deshalb: Lassen Sie die Kleinen an sanften Zügeln laufen. Dann können sie wachsen.
Marlies Mohr
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