Feldkircher Arzt erklärt: So verletzlich sind Sehnen

Fortschritte bei Vorsorge von Sehnenverletzungen.
Feldirch. Sehnenverletzungen sind eine langwierige Sache. „Eine Sehne braucht Zeit, um zu heilen, egal, ob sie passiv oder aktiv bewegt wird“, spricht OA Christoph Mittler von mindestens drei Monaten der Rekonvaleszenz. Der im Landeskrankenhaus Feldkirch tätige Handchirurg gilt als Experte seines Faches. Rund 200 bis 300 lädierte Sehnen hat er jährlich unter dem Messer und dabei immer das bestmögliche Behandlungsergebnis für seine Patienten im Blick. Dazu gehört, auch in der Nachbehandlung stets auf dem neuesten medizinischen Stand zu sein. Bei der Versorgung von Sehnenverletzungen liegt der Fortschritt sowohl im operativen wie im therapeutischen Bereich. Dank neuer Nahttechniken und besserem Nahtmaterial kann eine Sehne nach der operativen Behandlung jetzt auch aktiv, das heißt mit Muskelkraft bewegt werden. „Die passive Methode ist zwar noch die Regel, aber wir haben auch mit der aktiven schon gute Erfahrungen gemacht“, erzählt Christoph Mittler. Für den Handchirurgen ist von Bedeutung, überhaupt eine Option zu haben. Welche letztlich zum Einsatz kommt, bleibt der ärztlichen Entscheidung überlassen.
Große Herausforderung
Am Landeskrankenhaus Feldkirch versorgt die Unfallchirurgie jährlich etwa 520 Verletzungen der Hand operativ, 200 gehen auf das Konto der plastischen Chirurgie, 300 Behandlungen werden ambulant durchgeführt. „Versorgung und Therapie einer verletzten oder erkrankten Hand bedeuten eine große Herausforderung. Es braucht einen ausgebildeten Handchirurgen oder eine Handchirurgin und das Zusammenspiel mit der Anästhesie, es braucht ein Operationsmikroskop für die Mikrochirurgie sowie die technische Vorrichtung für minimalinvasive Eingriffe. Nach der Operation sind die konsequente Nachsorge und weitere Therapien mit den Ergotherapeutinnen für die Wiederherstellung der Funktionen unerlässlich, und schlussendlich muss auch der Patient am Heilungsverlauf mitarbeiten“, bringt Mittler die wichtigsten Kriterien auf den Punkt. Die Handchirurgie selbst ist ein Zusatzfach zur Unfallchirurgie, Plastischen Chirurgie und Orthopädie. In Feldkirch ist die Handchirurgie der Unfallchirurgie zugeordnet.
Bei Verletzungen der Sehnen ist die Behandlung besonders komplex. Den Grund erklärt der Experte so: Sehnennähte sind sehr verletzlich. Sie müssen dynamisch nachbehandelt werden, um Verklebungen und damit verbunden spätere Einschränkungen zu vermeiden.“ Bereits während des Eingriffs kann festgestellt werden, ob die Sehne anschließend wieder hindernislos gleitet. Von der Art der Verletzung wiederum hängt ab, welche Therapie, passiv oder aktiv, zur Anwendung kommt. Hier sei der Pfad zwischen „Verklebung durch Nicht-Bewegen“ oder „Abreißen durch zu viel Bewegung“ schmal.
Bei der passiven Methode kommt unter anderem die sogenannte Kleinert-Schiene zur Anwendung, bei der die Sehne ohne Muskelkraft bewegt wird. „Sie gewährleistet das Heilen und Gleiten der Sehne so, dass diese nicht verklebt“, erklärt Ergotherapeutin Sabine Vonier. Die Schiene wird für jeden Patienten individuell angepasst und bleibt mindestens sechs Wochen drauf. Bei der aktiven Methode führt der Patient unter Anleitung einer Ergotherapeutin entsprechende Bewegungen durch, die von Anfang an auch den Muskel miteinbeziehen. „Die Bewegung nach einer Operation ist bei Sehnen deshalb wichtig, damit sie an der Nahtstelle nicht verwachsen“, erläutert Christoph Mittler.
Effiziente Ergotherapie
Neben der chirurgischen Expertise zählt für ihn die Ergotherapie zum wichtigsten Pfeiler in der gelingenden Nachsorge von Sehnenverletzungen. „Der ständige Austausch mit den Ergotherapeutinnen im Haus ist mit eine Voraussetzung für den Erfolg eines jeden Eingriffs“, betont der Handchirurg. Das Team der Ergotherapeutinnen führt jährlich insgesamt 3500 Nachsorgebehandlungen durch.