Volkskrankheit Allergie (2)
Vorbeugen kann viel Leid und Belastungen reduzieren. Die dosierte schrittweise Einführung von Nahrungsmitteln gegen Ende des Stillens, aber vor Vollendung des ersten Lebensjahrs, führt zu deutlich weniger Nahrungsmittelallergien und gegebenenfalls auch zu einem frühen Erkennen von Allergenen, die dann gemieden werden können. Kinder von Eltern mit Allergien sind zwei- bis dreimal häufiger betroffen als der Durchschnitt. Babynahrung mit reduzierter Allergiepotenz (hypoallergen) wird nur empfohlen, wenn Stillen, das sehr stark antiallergisch wirkt, nicht möglich ist, aber keinesfalls als Konkurrenz zum Stillen. Zu diesem Thema hat es in der Vergangenheit wissenschaftliche Unkorrektheiten gegeben. Das angesehene britische Medizinjournal BMJ hat aktuell aus diesem Grund Werbung für hypoallergene Babynahrung aus allen seinen Fachzeitschriften verbannt.
Traditioneller Bauernhof
Immer mehr Studien aus mehreren Kontinenten zeigen, dass auch der Bauernhof eine deutliche Allergieschutzfunktion bietet. Beginnend schon in der Schwangerschaft wurde bei Säuglingen und Kindern nachgewiesen, dass die traditionelle bäuerliche Umgebung im Umkreis von bis zu 100 Metern das Auftreten von Neurodermitis, Kontaktekzemen, Asthma, Heuschnupfen, Urtikaria und Nahrungsmittelallergien gegenüber der städtischen Bevölkerung sehr deutlich und gegenüber der Landbevölkerung deutlich reduziert.
Auch die Rohmilch schützt mit ihrem guten hohen Fettgehalt und zahlreichen hitzeempfindlichen natürlichen Bestandteilen die Kinder vor Allergien. In vielen Bauernfamilien wird, wie ich mich selbst überzeugen konnte, auch schon von Kleinkindern Rohmilch konsumiert. Leider gehen die Vorteile der Rohmilch einerseits durch die (eigentlich nicht unbedingt nötige) Homogenisierung, und anderseits durch die notwendige Pasteurisierung gänzlich verloren. Intensiv wird an komplexen Gesamtkonzepten der Milchproduktion geforscht, die das Risiko einer nicht oder nur „mild“ pasteurisierten Milch auf das Niveau von anderen alltäglichen Lebensmittel reduziert. Die „Martha-Studie – Milch gegen Asthma“( https://www.martha-studie.de/ ) von Prof. Erika von Mutius von der LMU München ist in den ersten vier Monaten mit 374 teilnehmenden Familien sehr gut angelaufen.
Praktische Umsetzung
Besuche von Kindergärten, Schulen und Urlaub auf zertifizierten sicherheitsgeprüften Bauernhöfen haben in Vorarlberg eine lange Tradition. Diese Kontakte bieten viele positive Aspekte der Naturverbundenheit, Einblick in das Leben am Bauernhof und die Herstellung von Lebensmitteln. Diese Angebote sind landesweit breit ausbaubar. Schon existent ist ein öffentlicher Hofkindergarten für Drei- bis Sechsjährige am Bäuerlichen Schul-und Bildungszentrum in Hohenems. Die Erfahrungen sind positiv.
„Wir wissen heute noch nicht genau, wie häufig Aufenthalte auf dem Bauernhof und wie viel Rohmilch zur Allergieprophylaxe notwendig sind. “
Hans Concin
hans.concin@vn.at
Prim. a. D. Dr. Hans Concin, Vizepräsident aks Verein
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