Mut
Kennen Sie ihn auch, diesen dumpfen Schmerz, der sich irgendwo in den Eingeweiden festsetzt, wenn etwas Unausweichliches bevorsteht, und partout nicht verschwinden will? Es ist ein Gefühl, das sich nur schwer in Worte fassen lässt. Es ist nicht laut, schreit nicht, obwohl einem manchmal selbst danach zumute wäre, und tut auch sonst nichts, außer das seelische Befinden piesacken. Aber sogar das läuft ganz subtil ab, ohne Vorschlaghammer, der einen in die große Krise stürzen würde. Vielmehr gleicht der Vorgang homöopathischen Nadelstichen. Sanft und doch allgegenwärtig.
Mich packten diese widersprüchlichen Empfindungen, als mir meine Tochter eröffnete, dass sie auf Weltreise gehe. Da musste ich erst einmal schlucken, und natürlich rasten gleich allerlei Vorstellungen von Üblem durchs Gehirn. Das Kind maulte oft, dass ich mich doch mit ihm freuen soll, statt die Sache nur negativ zu sehen. Es hatte ja recht. Zuerst wünschen wir unseren Sprösslingen Flügel, sobald sie ihnen aber wachsen, würden wir sie lieber wieder stutzen.
Loslassen…hatten wir schon und wird doch nie leichter. Ein probates Mittel: sich damit auseinanderzusetzen, statt dem Gram zu erlauben, das Dasein zu verdunkeln, und den flüggen Nachwuchs in seinem Aufbruch bestärken, denn auch wir Alten können von den Erfahrungen der Kinder noch lernen. Mutig sein, zum Beispiel, und ab und an Unkonventionelles tun. Etwa morgens barfuß durchs taufrische Gras laufen, auch wenn schon wieder ein „R“ im Monat ist…
Marlies Mohr
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