. . . und hinein ins kühle Nass

Gesund / 28.02.2020 • 10:15 Uhr
Der Körper muss für das Eisschwimmen trainiert werden.
Der Körper muss für das Eisschwimmen trainiert werden.

Eisschwimmen wird auch in Vorarlberg immer mehr zum Thema.

Bregenz Frühlingsidylle am Bodenseeufer: Die Sonne wärmt den Vormittag, das Wasser glitzert und auf den träge dahingleitenden Wellen dümpeln zahlreiche Vögel. Die meisten Spaziergänger, die sich die Frische des Tages einverleiben, tragen dicke Jacken, Mützen und Handschuhe. Spärlicher bekleidet ist da jenes Häufchen von Menschen, das im Strandbad Bregenz zügig auf das Wasser zugeht. Die einen im Bademantel und mit Badelatschen, die anderen mit einem Handtuch um die Schultern und nichts an den Füßen. Die Außentemperatur beträgt zehn, die Wassertemperatur gerade einmal sechs Grad. „Das ist ja ein richtiger Badetag“, schwärmen die Frauen und Männer, denn sie sind Kälteres gewohnt. Das Eisschwimmen hält langsam, aber sicher auch in Vorarlberg Einzug. Jene, die es schon ausprobiert haben, würden nicht mehr darauf verzichten wollen. „Es tut einfach gut und gibt Energie“, sagt Martin Steurer.

Für mehr Fitness

Gemeinsam mit Rasmus Gaupp-Berghausen hat der Harder damit begonnen, Kurse zu geben. Er entdeckte das Eisschwimmen als Mittel gegen den Stress und für mehr Fitness. Gaupp-Berghausen versuchte sich daran, weil „ich gerne neue Sachen ausprobiere“. Als Vorbild dient den beiden Wim Hof. Der Niederländer wird inzwischen auch als „Iceman“ bezeichnet. Zahlreiche Rekorde zeugen von seiner Vorliebe für extreme Minusgrade. Hof hat bereits Legendenstatus. Auch Steurer und Gaupp-Berghausen sind von ihm begeistert, doch mit der Intensität, wie Wim Hof das Eisschwimmen bzw. Eistauchen betreibt, haben sie nichts am Hut. „Wir möchten die Menschen motivieren, etwas für ihr Immunsystem und damit ihre Gesundheit zu tun“, erklärt Martin Steurer. Für ihn ist kaltes Wasser gleichbedeutend mit Lebendigkeit. Diese Botschaft möchte er nun weitergeben.

Spezielle Atemtechnik

Doch einfach hinein ins kühle Nass, wie es an sommerlichen Hitzetagen heißt, spielt sich beim Eisschwimmen nicht. Der Körper muss darauf trainiert werden, und das geschieht mit einer speziellen Atemtechnik. „Sie gaukelt dem Körper einen Notfall vor, worauf der mit einem Adrenalinausstoß wie beim Bungeejumping reagiert“, führt Rasmus Gaupp-Berghausen aus. Wichtig sei zudem die mentale Akzeptanz der Kälte. Dorthin geht es nach den entsprechenden Erläuterungen und Atemübungen. Bevor sich die Harten unter den ehemaligen Warmduschern ins Wasser wagen, werden noch einmal intensive Atemübungen durchgeführt. Ein paar hängen noch einige Liegestütze an. „Der See freut sich auf uns“, gibt Martin Steurer den Antreiber. Dann ist der Weg frei und keiner der Anwesenden zögert auch nur eine Sekunde. „Zwei Minuten“, gibt Steurer die Zeit vor.

Bis zum Hals im Wasser

Alle stecken bis zum Hals im Wasser, und es scheint, als ob sie sich dabei wohlfühlen. „Ihr könnt herauskommen, wenn ihr wollt“, ruft Martin Steuer nach Ablauf der zwei Minuten. Nicht alle wollen sofort die kuschelige Kälte verlassen. Einige schwimmen noch ein paar Runden. „Jetzt ist der Körper so richtig frisch“, konstatiert Georg (78) nach dem Auftauchen zufrieden. Karl (68) hat festgestellt, dass der Gang ins Wasser bei diesen Temperaturen einfacher ist als im Sommer bei 20 Grad. Mathilde, die Tochter von Gaupp-Berghausen, macht die Leidenschaft des Vaters freiwillig mit, bevorzugt aber Flüsse. „Da ist es kühler.“ Als alle wieder festen Boden unter den Füßen haben, gibt es für die von der Kälte krebsroten Körper noch ein kleines Aufwärmtraining. Und was machen Kaltduscher im Sommer, außer kalt duschen? „Sie setzen sich zu Hause in eine mit kaltem Wasser gefüllte Tonne“, sagt Martin Steurer lachend. VN-MM

Keine Warmduscher: Der Gang ins Wasser soll bei eisigen Temperaturen sogar einfacher sein als im Sommer. VN/Sams
Keine Warmduscher: Der Gang ins Wasser soll bei eisigen Temperaturen sogar einfacher sein als im Sommer. VN/Sams

Warm- oder Kaltduscher?

Vortrag & Bodenseebad
7. März 2020, 10 bis 12.30 Uhr Strandbad Bregenz; Atmungstechniken und Kältetraining mit Martin Steurer und Rasmus Gaupp-Berghausen
Infos und Anmeldung
E-Mail: martin.steurer@vol.at, Tel. 0664/2005634, Unkostenbeitrag 22 Euro.
Mitbringen
Badesachen, Handtuch, Isomatte oder extra Handtuch, Badelatschen, Mütze