Stichhaltige Strategien für Allergiker

Wenn die Allergie lebensbedrohlich wird – neuer Ratgeber klärt auf.
Wien Der Stich einer Biene oder Wespe kann zu einer ernsten Bedrohung werden – wenn man gegen Insektengifte allergisch ist. Auch Nahrungsmittel und bestimmte Medikamente können Auslöser schwerer allergischer Reaktionen sein.
Nun veröffentlichte die Interessensgemeinschaft Allergenvermeidung (IGAV), eine unabhängige Informationsplattform für österreichische Allergiker und deren Angehörige, dazu einen kompakten Ratgeber mit wichtigen Informationen und Tipps. Außerdem beantworteten medizinische Experten im Rahmen einer Video-Serie im YouTube-Kanal des Vereins Fragen rund um Auslöser, Warnzeichen, Behandlungsmöglichkeiten und Erste-Hilfe-Maßnahmen. (www.youtube.com/allergenvermeidung).
Innerhalb von Minuten tödlich
Allergie ist nicht gleich Allergie. Atemwegsallergien, die durch Pollen, Hausstaubmilben oder Tierhaare ausgelöst werden, sind unangenehm und können Gesundheit und Lebensqualität stark beeinträchtigen sowie Asthma zur Folge haben. Es gibt aber auch Allergien, die das Leben bedrohen und sogar kosten können. Diese schwerste Form einer allergischen Reaktion nennt man Anaphylaxie. Sie kann innerhalb weniger Minuten den ganzen Körper betreffen und zum gefährlichen Kreislaufschock führen.
Vorübergehend oder lebenslang
„Bei Erwachsenen sind Insektengifte, vorwiegend von Wespen, die häufigsten Auslöser für eine lebensbedrohliche Anaphylaxie“, informiert Assoz.-Prof. Dr. Gunter Sturm, Leiter des Allergieambulatoriums Reumannplatz in Wien und Facharzt an der Universitätsklinik für Dermatologie und Venerologie in Graz.
Aber auch Nahrungsmittel oder Medikamente können den Organismus von ansonsten gesunden Menschen völlig aus dem Lot bringen. Bei Säuglingen und Kleinkindern sind Nahrungsmittel wie Kuhmilch, Hühnerei, Weizen, Erdnüsse, Nüsse und Shrimps die Hauptauslöser. „Manche dieser Nahrungsmittelallergien, zum Beispiel Milch, Hühnerei und Weizen, bilden sich meist innerhalb einiger Jahre zurück. Nussallergien hingegen bleiben oft lebenslang bestehen“, weiß Univ.-Prof. Dr. Zsolt Szépfalusi, Leiter der Atem- und Allergieambulanz an der Univ.-Klinik für Kinder- und Jugendheilkunde an der MedUni Wien. Ab dem Volksschulalter werden auch vermehrt allergische Reaktionen auf Insektengifte (primär Bienen und Wespen) festgestellt. Medikamentenallergien sind bei Kindern selten.
Rasch und richtig
Typische Symptome einer Anaphylaxie sind Juckreiz beginnend an Handflächen und Fußsohlen, Nesselausschlag, Schwellungen in Gesicht und Hals, Übelkeit und Erbrechen, Atem- und Schluckbeschwerden, Herzrasen und Schwindel. Sturm: „Kommt es zu einer anaphylaktischen Reaktion, muss man rasch und richtig handeln. Denn weder das Ausmaß noch der Verlauf sind vorhersehbar.“
Daher ist das Mitführen von Notfallmedikamenten, allen voran ein Adrenalin-Autoinjektor, sehr wichtig. Allergiker sowie betroffene Kinder, deren Eltern und Betreuungspersonen in Schule und Kindergarten sollten in der richtigen Anwendung dieser Medikamente informiert und gut geschult sein.
Auslöser kennen und meiden
Bei Nahrungsmittel- und Medikamentenallergien ist das Weglassen des Allergie-Auslösers die bisher einzige Möglichkeit, einen allergischen Notfall zu verhindern. Insektengift-Allergikern hingegen steht mit der sogenannten allergen-spezifischen Immuntherapie („Allergie-Impfung“) ein höchst effektiver Schutz zur Verfügung. Dabei wird das Allergen in langsam steigender Dosis unter die Haut gespritzt. So kann sich der Körper an das Insektengift gewöhnen.
Ratgeber online
Die Interessensgemeinschaft Allergenvermeidung bietet nun einen kompakten Ratgeber, um auf Risiko und Tragweite einer allergischen Notfallsituation aufmerksam zu machen und über Warnzeichen, Behandlungsmöglichkeiten und Erste-Hilfe-Maßnahmen aufzuklären. Dieser kann direkt bei der IGAV bestellt werden: info@allergenvermeidung.org, Tel. 01 2126060 und steht zum Download auf www.allergenvermeidung.org (Rubrik Ratgeber) zur Verfügung.
Weitere Informationen gibt es unter www.allergenvermeidung.org oder unter www.youtube.com/allergenvermeidung