Dem Körper eine Erholung gönnen

Gesund / 12.03.2021 • 10:21 Uhr
Im Gespräch mit den Klienten versucht Monika Chromy zu eruieren, welche Möglichkeiten der Betreuung bzw. Therapie am besten passen. Caritas
Im Gespräch mit den Klienten versucht Monika Chromy zu eruieren, welche Möglichkeiten der Betreuung bzw. Therapie am besten passen. Caritas

Suchterkrankung belastet auch das Familiensystem.

Feldkirch Den eigenen Alkoholkonsum einzuschränken und zu überdenken, ist in der Fastenzeit für viele Menschen eine fixe Tradition. Gerade in Coronazeiten macht das noch mehr Sinn, haben sich schlechte Angewohnheiten doch bei vielen schon manifestiert. Monika Chromy ist Fachbereichsleiterin der Caritas Suchtarbeit. Sie bestätigt, dass im vergangenen Jahr die Anfragen von hilfesuchenden Angehörigen zugenommen haben. „Durch den Lockdown mussten Familien oft auf engstem Raum zusammenleben, dadurch sind auch Verhaltensweisen wie ein hoher Alkohol- oder Cannabiskonsum oder auch Essstörungen mehr aufgefallen.“ Auch wenn der suchtkranke Mensch keinen Wunsch nach Veränderung verspürt, können Angehörige dennoch etwas bewirken.

Angehörige im Blick

Eine Suchterkrankung belastet das familiäre System enorm. „Angehörige leiden oft stärker als die Betroffenen selbst. Sie müssen in erster Linie darauf schauen, dass sie für sich selbst und ihre Kinder gut sorgen, unabhängig vom Alkoholkonsum des Partners. Damit beginnt die Veränderung“, beschreibt Monika Chromy an einem Beispiel: „Wenn Angehörige etwa die leergetrunkenen Flaschen wegräumen, dem Chef melden, dass ihr Mann/Frau krank ist, oder versuchen, die Sucht des Partners bzw. der Partnerin vor Nachbarn zu verstecken, ist das eine sehr große Bürde. Zielführender ist es, dass Betroffene auf ihre eigenen Probleme zurückgeworfen werden und die Konsequenzen ihres Alkoholkonsums selbst tragen müssen.“

Was nicht weiterhilft: „Ständige Vorwürfe oder das Verstecken des Alkohols führen dazu, dass suchtkranke Menschen im Geheimen trinken. Zudem laufen diese Drohungen oft ins Leere.“ Auch von radikalen Maßnahmen, wie die Androhung der Scheidung, hält Chromy wenig: „Der Wunsch nach Veränderung muss vom Betroffenen kommen.“

Angehörige sollten sich auf sich selbst konzentrieren und Hilfe sowie Gesprächspartner suchen. Schwierig sei die Einflussnahme von Eltern auf ihre Kinder mit bedenklichem Suchtverhalten insbesondere in der Pubertät: „Während dieser Zeit ist der Zugang oft schwieriger, weil Freunde in dem Moment für die Jugendlichen wichtiger als Eltern sind“, gibt Chromy zu bedenken. In den Suchtfachstellen der Caritas in Feldkirch, Dornbirn, Bludenz, Bregenz und Egg wird in einem Erstgespräch geklärt, welche Hilfe die passende für die Klienten ist: „Manchmal können dies Beratungsgespräche sein, für andere ist eine psychotherapeutische Unterstützung oder Angehörigengruppe hilfreich. Es gibt auch eine Gruppe, in der sich ausschließlich Mütter austauschen. Ende April 2021 planen wir den Start einer zusätzlichen Angehörigengruppe in Dornbirn“, ermutigt Monika Chromy, sich Hilfe zu holen. Wiewohl das Thema nur allzu gerne verharmlost werde: „Alkohol ist schlussendlich ein Gift“, stellt die Suchtexpertin klar. „Mit jedem Verzicht tue ich dem Körper etwas Gutes.“

„Der Wunsch nach Veränderung muss vom Betroffenen kommen.“

Weitere Infos: Suchtfachstelle der Caritas Vorarlberg, Tel. 05522/200-1700, E-Mail: suchtfachstelle@caritas.at und www.caritas-vorarlberg.at/