Hans Concin

Kommentar

Hans Concin

Wissenschaftsdynamik, Vitamin D3 und Corona

Gesund / 26.11.2021 • 10:47 Uhr

Wissenschaft ist ein dynamischer interaktiver Prozess und absolut nicht statisch. Zum Beispiel wurde in den 50er-Jahren der untere Normwert für Vitamin D3 von 20 auf 30 Nanogramm pro Milliliter (ng/ml) erhöht. Der obere Normwert ist mit 60 bis 70 ng/ml gleich geblieben.

Breite statistische Evidenz

In einer kürzlich prominent publizierten Arbeit (Nutrients) wurde der optimale Vitamin D3 Spiegel im Zusammenhang mit dem Risiko an Covid-19 zu sterben, untersucht. In einem strengen wissenschaftlichen Prozess und einer Metanalyse zeigt sich das geringste Risiko, an Corona zu sterben. bei einem Vitamin D3 Spiegel von zirka 55(!) ng/ml. Am Anfang der Pandemie haben die ersten Studien diesbezüglich ein uneinheitliches Bild ergeben. Inzwischen gibt es eine breite statistische Evidenz: Hohe Vitamin D3 Spiegel beugen einem schweren Covid-19-Krankheitsverlauf eher vor. Ein niedriger Vitaminspiegel lässt eher eine ungünstige Krankheitsentwicklung erwarten. Aber, Vitamin D3 kann niemals die drei Covid-Impfungen ersetzen; für die Impfung gibt es keine Alternative.

Ein Vitamin D3-Mangel, das ist nach bisherigem Standard ein Wert unter 30 ng/ml, ist bei uns häufig und nimmt in den sonnenarmen Monaten noch deutlich zu. Zum Beispiel liegt bei der traditionellen ostafrikanischen Bevölkerung der durchschnittliche Vitamin D3 Spiegel bei 46 ng/ml. Bei uns finden wir oft auch schon bei jungen Frauen Werte deutlich unter 20. Die oben empfohlenen Werte von 55 sehe ich praktisch nie. Neben der vielfältigen Bedeutung von Vitamin D3 für den Covid-Infektions- und Krankheitsverlauf sind viele positive Wirkungen verschiedenster Organsysteme nachgewiesen. Ein Mangel sollte ärztlich kontrolliert und behandelt werden. Zu beachten ist, dass auch eine Überdosierung gefährlich werden kann.

Drei Stiche

Ein weiteres Beispiel für die Wissenschaftsdynamik ist das Auftreten der SARS CoV-2 Deltavariante. Schon vor Delta war klar, dass eine niedrige Durchimpfungsrate in diesem Herbst sich dramatisch auswirken wird. Die Dramatik, wie sie sich derzeit in Österreich abbildet, wurde im Frühsommer von der Wissenschaft erahnt und dann zusätzlich durch Delta potenziert. Den raschen Abfall der Antikörper nach dem zweiten Stich musste auch die Wissenschaft in Beobachtungsstudien erkennen. Erst die Ergebnisse der Real-World-Studien aus Israel und Schweden haben gezeigt, was diese neue Krankheit an Unheil anrichten kann. Die wirksamste Maßnahme ist und bleiben die drei Stiche.

Hans Concin

hans.concin@vn.at

Prim. a. D. Dr. Hans Concin ist Vorstandsmitglied und Leiter des aks Think-Tank.