Ein Blick hinter den Notfall

Med Konkret informiert über Vorgehensweise in Spitalsambulanzen.
Feldkirch Im Notfall muss alles schnell gehen und jeder Handgriff sitzen. Das ist dann von Dringlichkeit, wenn es um Menschenleben geht. Die Notfallambulanzen der Spitäler sind in solchen Fällen erste Anlaufstelle. Speziell geschulte Pflegepersonen sorgen für eine nahtlose Fortsetzung einer begonnenen Rettungskette. Wie es in einer Ambulanz abläuft, steht im Mittelpunkt des aktuellen Med Konkret am Dienstag, 19. April 2020. Matthias Hellmair, Stationsleiter der interdisziplinären Notfallambulanz am LKH Feldkirch, sowie Katrin Stopp von der interdisziplinären Ambulanz des LKH Bregenz berichten von den täglichen Herausforderungen, die ihre Arbeit mit sich bringt. Die Vorträge werden ab 18 Uhr online übertragen.
Ersteinschätzung
Die Kernfunktion einer Notfallambulanz ist vorrangig die akute Notfallversorgung sowie die Betreuung von Notfallpatienten und Angehörigen. Gleichzeitig sind Ambulanzen häufig Anlaufstelle für Patienten mit und ohne Terminzuweisung, erfüllen aber auch im Falle einer Katastrophe eine zentrale Aufgabe. Letzteres ist glücklicherweise selten, dafür der Alltag anspruchsvoll. Jeder eintreffende Patient wird direkt nach Ankunft in der Notfallambulanz von einer speziell ausgebildeten Pflegeperson anhand der Beschwerden ersteingeschätzt. Dies geschieht nach dem sogenannten Manchester Triage System, einem international standardisierten Verfahren zur Einschätzung von Notfällen. „So stellen wir sicher, dass akute und dringende Beschwerden zuerst behandelt werden. Wir weisen die Personen dann den richtigen Fachärzten zu“, erklärt Hellmair.
Überlastung und Wartezeiten
Doch Wartezeiten lassen sich nicht immer vermeiden. „Menschen, deren Gesundheitszustand schlechter ist als der eigene, geraten oftmals aus dem Wahrnehmungsfeld“, weiß Hellmair und ergänzt: „Behandeln wir Notfallpatienten vor anderen Wartenden, sorgt das manchmal für Unverständnis und Ärger.“ Dabei gibt es klare Vorgaben, in welcher Reihenfolge die Patienten an die Reihe kommen. „Wer zuerst Hilfe braucht, bekommt zuerst Hilfe“, klärt Hellmair über die Dringlichkeit auf. Zu den lebensbedrohlichen Zuständen, die rasches Handel erfordern, zählen unter anderem Herzstillstand, Schlaganfall, Herzinfarkt, Trauma und Atemversagen. Es sind jedoch nicht allein Notfallpatienten, die Wartezeiten verursachen, sondern auch Selbstzuweiser, also Patienten ohne Termin. „Rund 50 Prozent von ihnen wären im niedergelassenen Bereich als erster Anlaufstelle besser aufgehoben“, verdeutlicht Matthias Hellmair, denn die Konsequenz des stark steigenden Patientenaufkommens sind Überlastung und Wartezeiten im Spital.
Dort gibt es zwei Arten von Ambulanzen. In die Terminambulanz werden Patienten bestellt, deren nicht akut lebendbedrohliche Beschwerden im Detail abzuklären sind. In die Notfallambulanz kommen Menschen mit akuten oder plötzlich auftretenden Beschwerden, die schon lebensbedrohlich sind oder werden können. Mittelfristiges Ziel der Notfallversorgung ist eine zentrale Notaufnahme, das heißt Zusammenfassung der Fachbereiche in eine zentrale Anlaufstelle für Akutpatienten zur Bündelung der bekanntermaßen knappen Ressourcen.
Krisen und Sprachbarrieren
Die Arbeit in einer Notfallambulanz ist in jeder Hinsicht eine Herausforderung. Das Personal ist mit Patienten in persönlichen Krisen konfrontiert, mit traurigen Patientenschicksalen, unterschiedlichen Erwartungen, Stimmungen und Kulturen sowie Sprachbarrieren. Ebenso wenig ist die Tätigkeit planbar bzw. vorhersehbar. Dennoch: „Wir tun jeden Tag unser Bestes, damit alle Patienten rasch behandelt werden“, betont Matthias Hellmair.
Med Konkret
Notaufnahme Blick hinter die Kulissen
Referenten Matthias Hellmair, LKH Feldkirch, Katrin Stopp, LKH Bregenz
Termin Dienstag, 19. April 2022,
18 Uhr online
Teilnahme ist kostenlos