Prekäre Situation bei Antibiotika für Kinder

Gesund / 08.03.2023 • 18:10 Uhr
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Apotheken versuchen Engpässe mit eigener Herstellung zu überbrücken.

Höchst Seit Wochen herrscht österreichweit ein Mangel an Breitband-Antibiotikasäften für Kinder. Apotheken sind schon, wie die VN berichteten, dazu übergegangen, benötigte Mittel selbst herzustellen. „Im Studium haben wir ja gelernt, wie so etwas geht”, merkt Jürgen Rehak, Apotheker in Höchst und 2. Vizepräsident der Österreichischen Apothekerkammer, fast schon resignativ an. “Wenigstens sind die dafür notwendigen Rohstoffe verfügbar”, ergänzt er. Rehak hofft, die kommenden drei Wochen damit über die Runden zu kommen, denn für das zweite Quartal haben Arzneimittelhersteller wieder größere Lieferungen an Tabletten und Säften für Kinder zumindest in Aussicht gestellt. 

Keine Versorgungssicherheit 

Derzeit sind Antibiotika für Kinder ein äußerst knappes Gut. “Es ist nur noch wenig am Markt verfügbar”, weiß Jürgen Rehak. Dieser Tage sei zwar wieder geliefert worden, es habe sich jedoch nur um wenige Packungen gehandelt. Die Apotheken sehen sich immer noch weit weg von einer Versorgungssicherheit und greifen deshalb zur Selbsthilfe. “Wir können die Medikamente natürlich nicht in Massen produzieren”, schränkt Rehak ein, aber zumindest der dringendste Bedarf lasse sich decken. 

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APA/EXPA/ STEFANIE OBERHAUSER

Am Rande einer Tagung in Schladming hat ihm der Österreich-Vertreter von Sandoz in  signalisiert, dass ab Ende März wieder mehr Packungen zu erwarten sind. Konkretes zum Lieferumfang gibt es bislang nicht. “Es soll jedoch eine ordentliche Menge sein”, zitiert Jürgen Rehak aus dem Gespräch. Der gröbste Engpass sollte, so hofft er jedenfalls, dann beseitigt sein. 

Keinerlei Vorräte 

Weder Großhandel noch Apotheken verfügen derzeit über Vorräte. “Außerdem gibt es Wartelisten für Kinder und Erwachsene mit mehr als 23.000 Packungen. Damit hat sich der seit Herbst besonders akute Lieferengpass bei bestimmten Medikamenten noch einmal bei Antibiotika für Kinder verschärft”, unterstrich Apothekerkammerpräsidentin Ulrike Mursch-Edlmayr die Dramatik. 2019 seien in Österreich etwa 130.000 Packungen an Kinder-Antibiotikasäften verbraucht worden, im Jahr 2022 wurden rund 80.000 Packungen abgegeben, mehr standen nicht zur Verfügung. “Wir haben es nicht einmal geschafft, den Jahresbedarf von vor der Pandemie zu decken”, sagte Mursch-Edlmayr. Sie fordert zudem vom Gesundheitsministerium die Einrichtung eines Rohstofflagers, um derlei Problemen vorzubeugen. “Das Problem der Lieferengpässe wird uns noch weiter begleiten, und die Rohstoffe haben eine lange Haltbarkeit”,argumentiert Mursch-Edlmar. 

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