Stiefkind Prostatavorsorge

Zum Weltmännertag machen Selbsthilfe und Krebshilfe auf Bedeutung der Früherkennung aufmerksam.
Dornbirn Männer und Medizin: Das mag im beruflichen Kontext zusammenpassen, nicht jedoch, was die eigene Gesundheitsvorsorge betrifft. „Da sind Männer nachlässig“, redet Oberarzt Bernd Hartmann, Onkologe und Präsident der Vorarlberger Krebshilfe, nichts schön. Es brauche weiterhin Bewusstseinsbildung, gerade in Bezug auf die Früherkennung von Prostatakrebs. In Vorarlberg gibt es jährlich etwa 230 Neuerkrankungen. „Leider sehen wir auch immer mehr junge Männer mit schon metastasiertem Prostatakrebs“, berichtet Hartmann. Den Weltmännertag am 3. November will deshalb auch die Vorarlberger Selbsthilfe Prostatakrebs (VSP) zum Anlass nehmen, auf die Bedeutung der Vorsorge aufmerksam zu machen. „Ärzte sollen Männer im Rahmen der allgemeinen Vorsorgeuntersuchung aktiv auf das Thema ansprechen“, formuliert Obmann Wolfgang Zumtobel eine konkrete Forderung.
Abklärung mittels MRT
Prostatakrebs ist eine bösartige Erkrankung der Vorsteherdrüse. Bilden sich Tochtergeschwülste in anderen Organen, sind die Heilungschancen insgesamt sehr gering. Das gilt für jüngere Patienten ebenfalls. „Umso wichtiger ist die Früherkennung“, betonen Zumtobel und Hartmann. Als gute Methode hat sich die Abklärung mittels Magnetresonanztomografie (MRT) erwiesen. „Damit lassen sich auch kleinste Auffälligkeiten klar lokalisieren“, erklärt Bernd Hartmann. Das wiederum macht eine gezieltere Gewebeentnahme (Biopsie) möglich. In Verruf geraten ist hingegen ab und an das PSA-Screening, also die Bestimmung des prostataspezifischen Antigens in Blut. Als Grund wird die hohe Zahl an falsch-positiven Befunden und daraus resultierenden unnötigen Behandlungen angeführt. Der Onkologe will den PSA-Test nicht in Grund und Boden treten, aber: „Man muss sich bei jeder Vorsorgemaßnahme überlegen, wie sensitiv sie ist und was danach auf Basis des Ergebnisses passieren soll.“ Der PSA-Wert könne Männer jedenfalls animieren, sich zu kümmern und Untersuchungen zeitlich angepasst durchführen zu lassen.
Evidenzbasierte Leitlinie
Sowohl Selbsthilfe wie auch Krebshilfe und Onkologie orientieren sich bei der Früherkennung von Prostatakrebs an der in Deutschland erstellten S3-Leitlinie. „Sie hat eine sehr hohe wissenschaftliche Evidenz“, bestätigt Bernd Hartmann. Die Empfehlungen lauten: Männer, die mindestens 45 Jahre alt sind und eine mutmaßliche Lebenserwartung von mehr als 10 Jahren haben, sollten über die Möglichkeit einer Früherkennung informiert werden. Bei Männern mit erhöhtem Risiko für ein Prostatakarzinom kann diese Altersgrenze um 5 Jahre vorverlegt werden. Die Männer sollen über die Vor- und Nachteile der Früherkennungsmaßnahmen aufgeklärt werden, insbesondere über die Aussagekraft von positiven und negativen Testergebnissen sowie über gegebenenfalls weitere Maßnahmen. Das Intervall von Nachfolgeuntersuchungen sollte sich am aktuellen PSA-Wert und am Alter des Patienten orientieren, sofern keine Indikation zur Biopsie gegeben ist.
Genetische Faktoren
Bei der Entstehung von Prostatakrebs spielen neben dem Alter auch genetische Faktoren eine Rolle. Sind solche gegeben, etwa durch eine familiäre Häufung, sollten Männer noch früher an die Vorsorge denken. Auch andere Einflüsse, wie etwa ein ungesunder Lebensstil mit Rauchen, Bewegungsmangel und schlechter Ernährung, können einen Tumor begünstigen. Die Selbsthilfe wird ihren Informationsfolder künftig über die örtlichen Krankenpflegevereine verteilen können. Dafür ist Wolfgang Zumtobel dankbar.
Sein Appell an die Geschlechtsgenossen: „Bei Problemen nicht zu lange warten und bei der allgemeinen Vorsorge ruhig einmal einen PSA-Test verlangen.“ Der Krebshilfe-Präsident ergänzt: „Wer keinen PSA-Test machen will, soll wenigstens zur urologischen Vorsorgeuntersuchung gehen.“ VN-MM


Weitere Infos: Vorarlberger Selbsthilfe Prostatakrebs; www.vsprostatakrebs.at