25 Jahre Krematorium: Dem Tod so nahe wie dem Leben

Nach vielen Schwierigkeiten konnte das Krematorium vor 25 Jahren in Betrieb gehen.
Darum geht’s:
- Das Krematorium in Hohenems feiert sein 25-jähriges Bestehen.
- Über 47.700 Feuerbestattungen wurden bisher durchgeführt.
- Erwin Gehrer arbeitet seit Beginn im Krematorium und betrachtet seine Tätigkeit als eine wichtige Aufgabe.
Hohenems Erwin Gehrer (58) ist beinahe täglich dem Tod ebenso nahe wie dem Leben. Seit 25 Jahren schon begleitet er im Krematorium in Hohenems Verstorbene auf ihrem letzten Weg. Die erste Kremierung erfolgte am 16. Dezember 1998. Gehrer hat das Datum noch immer im Kopf, denn dem Start vorausgegangen war ein zähes Bewilligungsverfahren. Drei Baustopps und eine Volksabstimmung später gab es schließlich grünes Licht für den Betrieb des Krematoriums. Heute stellt niemand mehr die Einrichtung infrage. Rund 47.700 Feuerbestattungen wurden bislang durchgeführt, was einem Anteil von 85 Prozent an den gesamten Bestattungen entspricht.
Andacht und Würde

Erwin Geher indes macht nicht nur einen Job. Für ihn ist es eine Aufgabe. „Ich darf für einen Menschen das Letzte auf dieser Welt tun, und das ist etwas Schönes“, sagt er. Mit der gleichen Andacht und Würde erklärt er Besuchern die Mechanismen des Krematoriums, das am Ende eines Betriebsgebietes liegt. An diversen Firmengebäuden vorbei, dann noch um eine Kurve, und dem Betrachter eröffnet sich eine ganz andere, eine stille Welt. Das Gebäude gleicht in seiner schlichten Eleganz eher einem Bungalow, der kleine Park mit den Skulpturen rundet den Eindruck ab. Vor dem Haus ein paar Bäume, die noch ein bisschen buntes Laub tragen. Darüber wölbt sich an diesem Tag ein herbstblauer Himmel. Kein Rauchwölkchen steigt aus dem Kamin auf. Die Anlage arbeitet sauber. Dafür sorgt eine ausgeklügelte Technik.


Auch im Gebäudeinneren dominiert Schlichtheit. Vom Oval des Eingangsbereichs gehen nur Türen ab. Die einen führen in Büros, die anderen zu jenen Orten, die den Toten vorbehalten sind. Dazu gehört der „Raum der Ruhe“. Hier bleibt der Verstorbene bis zur Einäscherung. „Angehörige wünschen sich oft ein bisschen Zeit zwischen Tod und Einäscherung, um sich vorbereiten zu können“, erzählt Erwin Gehrer. Diesem Anliegen wird in jedem Fall nachgekommen. Der „Raum der Wandlung“ schreibt schließlich das endgültig letzte Kapitel. Das Krematorium verfügt über zwei hochmoderne Öfen, von denen jedoch immer nur einer in Betrieb ist. Nach sechs Monaten wird gewechselt. „Auf diese Weise können wir die nötigen Servicearbeiten ohne Betriebsunterbrechung erledigen“, erklärt Gehrer. Eine Kremierung dauert etwa zwei bis vier Stunden. Angehörige sind nicht dabei. Der profane Grund: Die Termine lassen sich nicht genau festlegen. „Wir rufen sie aber an, um ihnen mitzuteilen, dass die Feuerbestattung beginnt. Dann können sie zu Hause eine Kerze anzünden und in Gedanken oder im Gebet beim Verstorbenen sein.“ Dieses Angebot werde sehr gerne angenommen.


Sorgsame Sprachkultur
Eine Schamottmarke mit eingeprägter laufender Nummer begleitete jeden Sarg von der Überführung über die Kremation bis zur Urne. „So lässt sich eine Verwechslung der Aschebehälter ausschließen“, begründet Erwin Gehrer. Was von einem Menschen übrigbleibt passt in eine Schale. Dort wird aussortiert, was der Verstorbene zu Lebzeiten implantiert bekam, künstliche Gelenke, Nägel, Zahnplomben. Der Rest zerfällt zu Asche. Erwin Gehrer lässt in allem, was er tut oder erklärt Pietät walten, denn: „Jede Kremation ist so einzigartig, wie es der Mensch war.“ Er beharrt auch auf einer sorgsamen Sprachkultur. Der Höchster redet nicht von verbrennen. „Verbrannt wird ein Stück Holz.“ Kremation, Einäscherung oder Feuerbestattung: „Das klingt würdevoller.“ Die Ethik & Umwelt Krematoriumsgesellschaft, deren Geschäftsführer Claus Kergel ist, hat sich von Anfang an der Würde verpflichtet. Dieses Ansinnen zieht sich durch jeden Handgriff, jede Tätigkeit, jedes Wort. Offenheit wird ebenfalls großgeschrieben, beispielsweise bei Führungen, von denen es 70 bis 80 pro Jahr gibt. Erwin Gehrer freut sich über das Interesse, und er kann sagen: „Die meisten Besucher gehen mit einem positiven Bild hinaus.“

Der Weg zum Krematorium in VN-Berichten








