Was steckt wirklich in den legalen LSD-Pillen?

Gesund / 24.11.2023 • 16:30 Uhr
Was steckt wirklich in den legalen LSD-Pillen?
Das „Drug Checking“ der „Faehre“ deckt auf, dass die vermeintlich legalen LSD-Tabletten des deutschen Anbieters nicht das halten, was sie versprechen. VN/Janine Maier

LSD-Derivate sind in Deutschland legal erhältlich. Wir ließen prüfen, was da angeboten wird.

Von Janine Maier und Matthias Rauch

Dornbirn Groß sind die Versprechungen des deutschen Anbieters – ein legaler LSD-Trip in Tablettenform. Da das Gesetz sowohl in Deutschland als auch in Österreich nicht alle Varianten abdeckt, sind sie auf beiden Seiten der Grenze legal. Das „Drug Checking“ der gemeinnützigen Sucht- und Drogenhilfe „die Faehre“ zeigt auf, was tatsächlich in den Pillen steckt.

Beim Drug Checking werden die Inhaltsstoffe der abgegebenen Drogen analysiert. <span class="copyright">VN/Janine Maier</span>
Beim Drug Checking werden die Inhaltsstoffe der abgegebenen Drogen analysiert. VN/Janine Maier

Letzte Woche gaben wir die in Deutschland erstandenen Pillen zur Untersuchung ab, am Freitag lag das Ergebnis des Uni-Labors Innsbruck auf dem Tisch von Faehre-Beraterin Isabella Abler. „LSD ist nicht viel drin“, erklärt die erfahrene Sozialarbeiterin. Neben der psychoaktiven Substanz wurde noch Phenethylamin, Tryptophan und Thyptamin nachgewiesen. Was chemisch klingt, sind in Wirklichkeit natürliche Stoffe, die im Körper zu Glücks- und Wohlbefinden führen – ähnlich wie in Schokolade. Ergänzt wird der Chemiecocktail mit weiteren Verbindungen, zu deren psychischen Wirkung man nichts Genaues sagen konnte. „Das würde ich schon mit Vorsicht genießen, da man nicht weiß, wie die Substanzen zusammenspielen“, betont Abler.

Wir gaben die Pillen vergangene Woche bei Silvester Inkert, Geschäftsführer der „Faehre“, zum Testen ab. <span class="copyright">VN/Janine Maier</span>
Wir gaben die Pillen vergangene Woche bei Silvester Inkert, Geschäftsführer der „Faehre“, zum Testen ab. VN/Janine Maier

Die Sozialarbeiterin weiß, wovon sie spricht, denn sie ist mit der Eventbegleitung auf Veranstaltungen, um die Besucherinnen und Besucher im Umgang mit Drogen zu beraten. „Die kommen mit LSD, Kokain, Ecstacy, 2C-B – was halt im Umlauf ist“, zählt Alber auf. „Man redet da ganz offen mit uns.“ Als Beratungsort über sicheren Konsum und das Drug Checking schaffe man das notwendige Vertrauen. „Ich kann nur für mich sprechen, aber drei bis fünf Personen pro Jahr beginnen daraufhin eine Beratung hin zu einer Veränderung“, erklärt Alber. Das Ziel sei dann die Abstinenz.

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Überdosis und Psychose

Bei LSD besteht das Risiko, dass die Substanz die Grundstimmung verstärkt und nicht zwangsläufig zu Wohlbefinden führt. Wer versucht, mit der Partydroge aus einem emotionalen Tief herauszukommen, kann die Situation dadurch verschlimmern. Und da die Pillen erst nach etwa einer Stunde wirken, besteht bei dem Produkt aus Deutschland auch die theoretische Gefahr einer Überdosierung aus Ungeduld. Zudem ist beim Konsum von LSD das Risiko einer Psychose nicht zu unterschätzen.

Gegenüber den VN kündigte das Gesundheitsministerium an, die Gesetzeslücke noch Anfang nächsten Jahres schließen zu wollen.

Die Pillen wurden gewogen und verpackt. Die Testung fand im Unilabor Innsbruck statt. <span class="copyright">VN/Janine Maier</span>
Die Pillen wurden gewogen und verpackt. Die Testung fand im Unilabor Innsbruck statt. VN/Janine Maier

Seit Ende Juli können beim „Drug Checking“ in der „Faehre“ jeden Montagnachmittag ab 16 Uhr im Rahmen eines Pilotprojekts Drogen für den Test auf Inhaltsstoffe anonym abgegeben werden. Weitere Teilnehmer des Pilotprojekts sind „Do it“ in Feldkirch und „Taktisch Klug“.

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„In unserer täglichen Arbeit spielt LSD nur eine untergeordnete Rolle“, bestätigt Prenn, Geschäftsführer der Präventionseinrichtung Supro der Stiftung Maria Ebene. Dennoch weist die Situation, dass in Deutschland auf einfachstem Wege LSD-Derivate erhältlich sind, auf ein grundsätzliches Problem hin: „In der Prävention war die Verfügbarkeit lange der wichtigste Hebel, an dem angesetzt wurde“, erklärt er.

Dank des Onlineschwarzmarkts sind Amphetamine, Ecstasy und Pillen aller Art faktisch immer erhältlich. Manches bleibt im Zoll hängen, aber längst nicht alles. „Der Onlineschwarzmarkt ist ein großes Thema und polizeilich kaum verfolgbar“, bedauert der Experte.