“Es ist mein Traumberuf”: Darum arbeiten Isabella Zengerle und Judith Helbok in der Pflege

Gesund / 01.12.2023 • 12:00 Uhr
Isabella Zengerle und Judith Helbok arbeiten gerne im Seniorenhaus. <span class="copyright">VN/Plesch</span>
Isabella Zengerle und Judith Helbok arbeiten gerne im Seniorenhaus. VN/Plesch

Die beiden sind im Lustenauer Seniorenhaus Hasenfeld tätig und die Hauptdarstellerinnen in zwei Kurzvideos.

Darum geht’s:

  • Pflegerinnen drehen Videos, um Vorurteile gegenüber dem Pflegeberuf abzubauen.
  • Die Vielfältigkeit des Berufs und die Flexibilität der Arbeitszeiten werden betont.
  • Ehrenamtliche Unterstützung und neue Mitarbeiter werden gesucht.

Lustenau Es sind Szenen aus dem Alltag. Aus dem Alltag einer Pflegerin im Seniorenhaus Hasenfeld in Lustenau. Judith Helbok (36) aus Höchst macht einer Bewohnerin Lockenwickler in die Haare, die Lustenauerin Isabella Zengerle (34) blättert mit einer Seniorin durch ein Fotoalbum – und hört einfach zu. Die beiden haben rund einminütige Videos über sich drehen lassen. Damit möchten sie Werbung für die Berufsgruppe machen und mit Vorurteilen aufräumen.

“Die Botschaft ist ganz klar: Wir wollen etwas gegen das falsche Bild tun, das die Menschen vom Pflegeberuf haben”, sagt Helbok. Sauber machen und waschen nehme nämlich entgegen vieler Vorurteile nur einen ganz kleinen Bereich der Aufgaben ein. “Für die Menschen da sein, schauen, dass sie sich wohlfühlen und die Organisation dahinter”, zählt Zengerle stattdessen den bedeutenderen Teil des Jobs auf. Das sei letztlich auch das, was es so schön mache.

Geringe Wertschätzung für Pflegeberufe

“Es ist mein Traumberuf”, sagt Helbok. Auch, wenn sie das nie gedacht hätte. Angeben würde sie mit ihrem Job aber nicht. Zu gering ist die Wertschätzung, zu groß die Gefahr, abgestempelt zu werden. Ein Grund, warum es an Nachwuchs mangelt. Dabei habe sich in den vergangenen Jahren viel getan. Die beiden diplomierten Sozialbetreuerinnen müssen es wissen. Immerhin sind sie schon rund zehn Jahre in der Branche tätig.

Judith Helbok beim Videodreh: Im Seniorenhaus kümmert sie sich auch mal um die passenden Frisuren. <span class="copyright">studio spitzar</span>
Judith Helbok beim Videodreh: Im Seniorenhaus kümmert sie sich auch mal um die passenden Frisuren. studio spitzar

Pflege bedeutet heute mehr. “Früher war es oft so, ganz banal gesagt: satt, sauber und fertig”, schildert Zengerle. Mittlerweile gebe es im Heim aber sogar jemanden, der nur für die Betreuung zuständig ist. “Damit es den Leuten gut geht.”

Isabella Zengerle gefällt es, für die Menschen da zu sein. <span class="copyright">studio spitzar</span>
Isabella Zengerle gefällt es, für die Menschen da zu sein. studio spitzar

Und auch die Arbeitszeiten sind merklich flexibler geworden. Zengerle arbeitet zum Beispiel immer am Vormittag, Helbok übernimmt dann für die Nachmittage. So lässt sich der Beruf mit der eigenen Familie vereinbaren. Dadurch sind die beiden nach ihren Schwangerschaften auch schneller als erwartet ins Berufsleben zurückgekehrt. Verbesserungsbedarf gibt es für die Pflegekräfte allerdings noch in Sachen Kinderbetreuung, für Alleinerziehende zum Beispiel.

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Ehrenamtliche gesucht

Zudem weisen die beiden auf den Missstand hin, dass es in Lustenau kein Taxiunternehmen mehr gebe, das Krankentransporte mache. Vergangene Woche setzte sich Zengerle daher kurz entschlossen selbst ins Auto, um eine der Seniorinnen zum Arzt zu bringen. “Vielleicht findet sich ja ein Pensionist, der für ein wenig Spritgeld so etwas übernehmen würde.” Auch darauf möchten die Pflegerinnen mit ihrem Video hinweisen.

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Möglichkeiten, sich ehrenamtlich einzubringen, gibt es viele. Mit Judith Peter gibt es sogar extra eine Ansprechpartnerin im Haus dafür. “Es geht auch viel darum, einfach mal ein Stündchen für eine Tasse Kaffee vorbeizukommen und zuzuhören”, sagt Zengerle. “Man muss keine Angst haben, und es braucht auch kein fachliches Wissen.”

Bei der Vorstellung der Videos war im Seniorenhaus viel los. <span class="copyright">VN/Plesch</span>
Bei der Vorstellung der Videos war im Seniorenhaus viel los. VN/Plesch

Statt aber nur tatenlos zuzusehen, wollten die Pflegerinnen selbst etwas unternehmen. Um das Bild vom Pflegeberuf zu korrigieren und den Ruf des Seniorenhauses Hasenfeld zu verbessern. Gemeinsam mit dem “studio spitzar” aus Dornbirn entstanden die Aufnahmen. “Die Dreharbeiten waren total spannend und mit dem Ergebnis sind wir sehr zufrieden”, sagen die beiden.

Hoffnungsvoller Blick in die Zukunft

Im Beisein der Senioren und deren Familien gab es am Donnerstag in Lustenau die große Premiere. Nun sollen die Videos über verschiedene Kanäle verbreitet werden. Die Begeisterung war groß, auch bei Geschäftsführer Franz Reich. “Die zentrale Herausforderung ist es, mehr Menschen für den Bereich der Pflege zu gewinnen”, sagt er. Denn nach wie vor leidet die Branche unter einem schlechten Image. Durch das Video soll nach außen getragen werden, dass es ein sehr interessanter Beruf ist. “Und am besten können das die Mitarbeiter.” Das haben sie bewiesen.

Geschäftsführer Franz Reich ist stolz auf seine Mitarbeiterinnen. <span class="copyright">VN/Plesch</span>
Geschäftsführer Franz Reich ist stolz auf seine Mitarbeiterinnen. VN/Plesch

“Wir haben zwar ein kleines, aber starkes Team mit etwa 20 tollen Mitarbeitern hier”, berichtet Helbok. Und die geben alles für das Wohl der rund 30 Senioren. Ein wenig Unterstützung wäre aber eben nicht schlecht. “Gerne auch von motivierten Teilzeitkräften.” Helbok und Zengerle blicken optimistisch in die Zukunft. “Wir sind auf einem guten Weg.” Der Einsatz der beiden soll einen Beitrag leisten, damit das auch so weitergeht.

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