Eine Idee mit Potenzial

Waltraud Bilgeri-Bischof hat ein Konzept für Altersmedizin erarbeitet.
Bregenz Das Gesundheitssystem steht vor zahlreichen Herausforderungen. Der Anteil älterer Menschen an der Gesamtbevölkerung steigt, die Lebenserwartung ebenfalls. Aktuell beträgt sie bei Frauen in Vorarlberg 85, bei Männern knapp 80 Jahre. Die Kehrseite der Medaille: Bezogen auf die Jahre, die bei guter Gesundheit verbracht werden, stellt sich die Sache nicht mehr so positiv dar. Da reduziert sich die Lebenserwartung auf 70 bzw. 65 Jahre. Das heißt auch, dass die Altersmedizin zunehmend an Bedeutung gewinnt. Waltraud Bilgeri-Bischof hat sich Gedanken zu diesem Thema gemacht und sie in ein Konzept gegossen, das sich „Geriatric Care System“ nennt.
Patientenführer
Es beschreibt in konkreten Schritten die Organisation der Behandlungspfade von älteren Patienten im stationären und niedergelassenen Bereich. Durch die Zuordnung von Schwerpunktaufgaben können die Spitalsressourcen entlastet, Patienten adäquater behandelt und Entlassungen besser vorbereitet werden, ist Bilgeri-Bischof überzeugt. Noch immer müssen nämlich speziell ältere Patienten oft länger als nötig im Krankenhaus bleiben, weil draußen die Betreuungsmöglichkeiten nicht rasch genug zur Verfügung stehen. Auch das Land hat die Übergangspflege aktuell ganz oben auf die Agenda gesetzt. Waltraud Bilgeri-Bischof verfügt über Erfahrung auf diesem Gebiet. Unter anderem arbeitete die diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin sieben Jahre in einem geriatrischen Krankenhaus in der Schweiz. Ihre Expertise findet sich auch in dem von ihr entwickelten „Geriatric Care System“ wieder. „Die Umsetzung braucht klare Regeln und Ansprechpersonen“, erklärt Bilgeri-Bischof. Außerdem setzt ihre Idee das Vorhandensein einer Akutgeri-
atrie sowie entsprechender Nachsorgeeinheiten voraus.
Wird der Patient ins Spital eingewiesen, kommt er nach einer speziellen geriatrischen Risikoerhebung zur Behandlung auf die jeweilige Fachabteilung. Anschließend übernimmt ein geriatrischer Patientenführer (Guide) die Patientenbegleitung und koordiniert das weitere Vorgehen mit den verantwortlichen Ärzten, dem Pflegepersonal und den Angehörigen. „Je nach geriatrischem Krankheitsbild soll der Patient direkt auf eine Akutgeriatrie verlegt werden, wo Frühmobilisation, Demenzabklärungen oder palliative Behandlungen fachgerecht erfolgen können“, führt Waltraud Bilgeri-Bischof aus. Der „Geriatric Patient Guide“ organisiert in der Folge auch die Entlassung in Abstimmung über ein im Krankenhaus neu angesiedeltes zentrales Casemanagement. Das wiederum nimmt frühzeitig Kontakt zum lokalen Casemanagement auf, von wo aus eine den Bedürfnissen des Patienten entsprechende extramurale Pflege oder Betreuung auf den Weg gebracht wird. Bei Unklarheiten muss das zentrale Casemanagement erster Ansprechpartner sein.
Mobiles Springerteam
Waltraud Bilgeri-Bischof könnte sich in diesem Zusammenhang auch die Schaffung eines mobilen Springerteams vorstellen, das über Vermittlung des zentralen Casemanagements kurzfristig und kurzzeitig pflegerische Aufgaben übernimmt, um Belastungsspitzen bei den Hauskrankenpflegevereinen zu vermeiden. Sie weiß, dass die Umsetzung nicht von heute auf morgen funktioniert und ihr System das Ideal abbildet, aber: „Man muss vom Ideal ausgehen, um etwas vorwärts zu bringen, und sei es vorerst nur in kleinen Schritten.“ Einigen Gesundheitsverantwortlichen hat sie ihr Konzept bereits vorgelegt. Die Reaktionen darauf beschreibt sie als durchwegs positiv. VN-MM
