Dankbare Weihnachten
Ein kurzes, aber energisches Bellen holte mich aus dem Schlaf. Mein Hund ist keiner, der sich aus Jux und Tollerei die Nacht um die Ohren schlägt. Dafür kuschelt er viel zu gerne auf seinem Schlafplatz. Also musste es dringend sein. Ein schneller Blick auf die Uhr: kurz vor vier. Ich stand auf, ging ins Wohnzimmer und ließ „Beau“ in den Garten. Derweil legte ich mir Kissen und Wolldecke auf dem Sofa zurecht. Es lohnte sich nicht mehr, ins Bett zu gehen. Ich würde ohnehin nicht mehr richtig einschlafen können. Nachdem „Beau“ wieder da war, legte auch ich mich aufs Ohr, und tatsächlich fiel ich in einen, wenngleich nur oberflächlichen Schlummer. Besser als gar nichts. Dann jedoch weckte mich etwas. Ich fröstelte. Mir war kalt geworden. Ich könnte eine zweite Decke nehmen, überlegte ich schlaftrunken. Doch statt das Naheliegende zu tun, spülten Bilder in meine Gedanken. Bilder von Menschen, die oft weniger haben als eine Decke. Die mit ihren Habseligkeiten durch zerbombte Straßen laufen. Die durch das kaputte Dach ihres Hauses den Himmel sehen. Deren Heizung nicht zur eingestellten Zeit anspringt, um Wärme zu verbreiten.
Irgendwann katapultierte mich die Müdigkeit aber noch einmal ins Reich der Träume. Und danach? Alles wie gewohnt. Die Heizung schaltet sich ein, die Kaffeemaschine blubbert, Zeitung am Tisch, und der Hund, der schmatzend seinen Topf leert … Ich wünsche Ihnen einmal ganz einfach dankbare Weihnachten!
Marlies Mohr
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