Wenn die Ausgaben für die Gesundheit zum Problem werden

Private Gesundheitsausgaben belasten Menschen in Österreich stark. Die Schuldenberatung warnt.
Wien, Bregenz Private Ausgaben für die eigene Gesundheit machen immer mehr Österreicherinnen und Österreichern zu schaffen. Das ist das Ergebnis einer Studie des Instituts für Höhere Studien im Auftrag der Weltgesundheitsorganisation. Demnach liegt Österreich bei der Anzahl an Haushalten mit ruinösen Gesundheitsausgaben – also an Haushalten, in denen die Gesundheitsausgaben 40 Prozent des Einkommens übersteigen – auf Platz 13. Die Studie basiert auf Daten der Statistik Austria.
Gestiegene Ausgaben seit 2019/20
Aus derer Konsumerhebung für die Jahre 2019/20 geht hervor, dass Vorarlberger Haushalte im Schnitt 96 Euro monatlich für die Gesundheit ausgegeben hatten, österreichweit waren es mit 94,10 Euro etwas weniger. Das sind deutlich höhere Zahlen als noch in den Jahren 2014/15, als der durchschnittliche Haushalt im Land 89,90 und der durchschnittliche Haushalt im Bund 76,40 Euro für die Gesundheit ausgab. Diese Zahlen wurden je nach Anzahl der Personen in einem Haushalt gewichtet.
Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Infogram angezeigt.
Anlässlich dieser Zahlen forderte IHS-Forscher Thomas Czypionka eine Stärkung des öffentlichen Gesundheitssystems, zum Beispiel durch eine Ausweitung der Rezeptgebührenobergrenze. Bei den Haushalten, die durch Gesundheitsausgaben (weiter) verarmen, liegen im EU-Vergleich nämlich zehn Länder vor Österreich.
Für Simone Strehle-Hechenberger, Leiterin der Schuldenberatung des Instituts für Sozialdienste in Bregenz, ist das nachvollziehbar, wie sie den VN sagt: “In vielen Haushalten ist der finanzielle Spielraum knapper geworden. Das führt dazu, dass auch bei Ausgaben für Gesundheit und Ernährung eingespart werden muss. Auch hier hat die Teuerung zu geschlagen.”

Und das könne fatal enden: “Menschen mit wenig Einkommen, weniger Bildung und niedrigerem sozialen Status sterben früher, sind häufiger krank und leben ungesünder. Das trifft in besonderem Maß auf überschuldete Menschen zu.” Für diese sei außerdem die fehlende Ausweichmöglichkeit auf den privaten Gesundheitssektor ein Faktor: “Ist das öffentliche Gesundheitssystem überlastet, trifft es unsere Klient:innen doppelt”, sagt Strehle-Hechenberger.
In eine ähnliche Kerbe schlägt der Vorarlberger Public-Health-Experte Armin Fidler: “Jeder, der sich das irgendwie leisten kann, hat eine Zusatzversicherung und zwar schon seit vielen Jahren: Da war von einer Zwei-Klassen-Medizin noch kaum eine Rede. Das war die Hauptausgabe und dadurch gab es in Österreich schon immer traditionell hohe Gesundheitsausgaben.”

Hinzugekommen sei zudem der Selbstbehalt bei Wahlärzten: “Das ist ein Problem des Systems, dass sich viele Menschen gezwungen sehen, diese aufzusuchen.” Außerdem erwartet sich Fidler, dass die Ausgaben – in der Zeit nach der Pandemie – weiter gestiegen sind: “Viele Schwurbler haben dadurch zu mehr alternativen Heilmethoden gegriffen.” Und dafür bezahlt.