In Österreich ist man nicht in allen Bundesländern gleich oft und lang krank

In Vorarlberg sind die unselbstständig Beschäftigten weniger lang krank als in der Steiermark. Die Gründe sind vielseitig und nicht immer fassbar.
Wien Deutschland sei Weltmeister der Krankenstände, erklärte Anfang des Jahres Allianz-Chef Oliver Bäte dem “Handelsblatt”: Arbeitgeber in Deutschland würden im Jahr 77 Milliarden, die Krankenkassen weitere 19 Milliarden für kranke Mitarbeiter aufbringen.”Das entspricht rund sechs Prozent der gesamten Sozialausgaben. EU-weit liegt der Durchschnitt bei etwa 3,5 Prozent”, rechnete er vor.
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Und bei uns? “Es ist eine Frage der Definition, was unter ‘Sozialausgaben’ verstanden wird”, schränkt der Dachverband der Sozialversicherungsträger ein. In Österreich gebührt unselbstständig Beschäftigten eine Entgeltfortzahlung bei Krankheit grundsätzlich sechs Wochen und bei einem Arbeitsunfall acht Wochen pro Jahr durch den Arbeitgeber. Sobald das Gehalt danach gekürzt wird, springt die Sozialversicherung mit dem Krankengeld ein. Für letzteres wurden 2023 1.078.339.449 Euro aufgewendet – laut dem Dachverband 0,74 Prozent “aller Sozialausgaben” und 4,5 Prozent der Leistungen der Krankenversicherungen.
Hier sind besagte Entgeltfortzahlungen der Arbeitergeber nicht berücksichtigt. Seit 2000 werden diese nicht mehr durch den Entgeltfortzahlungsfonds ersetzt. Im Jahr 2022 machten die Entgeltfortzahlungen der Unternehmen laut Fehlzeitenreport 4,3 Milliarden Euro oder 1,9 Prozent der Arbeitnehmerentgelte aus. Mit allen direkten und indirekten Kosten betrage der volkswirtschaftliche “Schaden” durch Fehlzeiten 1,1 bis 1,8 Prozent des BIP.
Bundesländerunterschiede
Auffallend: Nicht in allen Bundesländern ist man gleich oft oder lang krank. So lag 2023 in Vorarlberg die Krankenstandsquote (Verhältnis der Krankenzeiten zum Jahresarbeitsvolumen) bei 3,8 Prozent, in Österreich bei 4,2 Prozent und in Niederösterreich bei 4,8 Prozent. Salzburg ist sowohl im Fehlzeitenreport 2024 wie auch im langjährigen Vergleich das Bundesland mit den niedrigsten Krankenstandsquoten. Auch Vorarlberg ist unterdurchschnittlich lang krank, in Nieder- und Oberösterreich und immer stärker auch in der Steiermark relativ lang. Vorarlberg lag im vergangenen Jahr klar unter dem Schnitt, im langjährigen Vergleich seit 1996 eher knapp unter dem Bundesschnitt.
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Erklärbar ist dies wohl auch über die Wirtschaftsstruktur: Arbeiter, bei denen die Gefahr von Arbeitsunfällen höher ist als im Büro, fallen öfter aus; bei den Angestellten sind Frauen öfters betroffen, wobei Männer inzwischen aufholen. Bei den Arbeitern sind Beschäftigte in der Warenerzeugung, auf dem Bau und in Berufsgruppen mit niedrigem Qualifikationsniveau traditionell öfter von Ausfällen betroffen. Seit den 1990ern gleichen sich jedoch die Warenerzeugung und die Baubranche dem Durchschnitt an, ein Hinweis auf zunehmende Sicherheit am Arbeitsplatz. Doch auch Altersstruktur, Arbeitsmarktlage, Betriebsgröße, die Dauer und Art des Arbeitsweges sowie die Teilzeitquote dürften eine Rolle spielen, lassen sich aber in der Statistik nicht darstellen. Hier bräuchte es weitere Analysen.
Covid als Faktor
Auffallend ist jedoch in allen Bundesländern, dass man häufiger, jedoch kürzer krank ist wie noch vor wenigen Jahren. Die Ursachen dafür lassen sich aufgrund fehlender Fallstudien jedoch nur vermuten: So verweist der Dachverband auf Covid-19 als Treiber bei den Krankheiten. Diese werden seit Sommer 2022 in der Statistik erfasst, im Gegensatz zu den Absonderungen nach dem Epidemiegesetz davor.