“Für uns ist normal, dass man hilft” – Als der Nachbar mit einem Messer attackiert wurde

Es war im Oktober, als der Nachbar der Triessnigs von einem Fremden mit einem Messer attackiert wurde.
Darum geht’s:
- Hans Triessnig zeigt beeindruckende Zivilcourage in Dornbirn.
- Er interveniert bei einem Messerangriff auf seinen Nachbarn.
- Triessnigs erhalten KSÖ-Sicherheitspreis für selbstlosen Einsatz.
Dornbirn “Ich sage immer wieder, es wäre schön, wenn viel mehr Leute mehr Zivilcourage, mehr Mut hätten. Nicht immer nur wegschauen, sondern hinschauen und helfen”, fasst der 75-jährige Hans Triessnig seine Motivation zusammen. Es war im Oktober des vergangenen Jahres, als er seinen Kärcher hervorholte, um die Terrasse zu reinigen. Es ist ein beschauliches Eck hier nahe dem Fischbach in Dornbirn, am Ende einer Sackgasse. Umso auffälliger war daher der unbekannte Besucher, der auf das Häuschen seiner Nachbarn zuging.
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Dramatische Minuten
Der Unbekannte war der 25-jährige Ukrainer, der zuvor von der Fremdenpolizei angehalten wurde, floh und in ganz Dornbirn gesucht wurde. Inzwischen ist klar, dass der Roma eine Drogenvergangenheit hat, psychisch schwer angeschlagen war und in einer eigenen Welt lebte. An diesem Tag wirkte er jedoch ruhig und hilfsbedürftig, bettelte um Kleidung – bevor er mit dem Küchenmesser seine Gastgeber attackierte. Den Familienvater verletzte er an der Hand, bevor dieser durch die Haustüre nach draußen fliehen konnte. Der 25-Jährige folgte ihm, mit dem Messer in der Hand. Währenddessen konnte sich die ebenfalls anwesende Gattin mit ihrem jüngsten Kind aus dem Haus retten, das andere Kind war glücklicherweise im Kindergarten.

Als Triessnig sah, wie sein Nachbar verletzt aus dem Haus floh und verfolgt wurde, reagierte der Pensionist sofort. “Ich schreite mit allem, was mir zur Verfügung stand”, erinnert sich der frühere Standort- und Projektentwickler. Kurzerhand überwand er den Gartenzaun, der Angreifer floh über den nahen Fischbach. Inzwischen eilte auch Brigitte Triessnig aus dem Haus. Gemeinsam versorgten sie die blutende Wunde an der Hand des Opfers und dessen Familie, bis Rettung und Polizei eintrafen. “Vonseiten der Polizei muss ich sagen, es hat alles wunderbar geklappt, da gibt es keine Reklamationen”, fühlten sich Triessnigs nach der Tat in guten Händen.

Bescheidene Preisträger
Für ihren selbstlosen Einsatz erhalten Triessnigs am 6. Mai den KSÖ-Sicherheitspreis, sie selbst wollen kein großes Aufheben machen. “Für uns wäre es eigentlich normal, wenn man irgendwo ein Problem sieht und man kann dem helfen, dass man hilft”, betont Hans. “Lieber miteinander, als gegeneinander, das ist einfach so die Devise.”
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Doch der Angriff beschäftigte die Triessnigs noch lange. Gemeinsam mit den Nachbarn verarbeitete man den Angriff; ein zeitnaher Urlaub half, etwas Abstand zu gewinnen. Ende April besuchten sie dann den Prozess am Landesgericht. “Das ist menschlich schon eine Tragödie”, haben sie angesichts der Lebensgeschichte des Täters auch Mitleid mit ihm. Mit dem Urteil der Verwahrung und Behandlung in einem forensisch therapeutischen Zentrum wollen sie nun entgültig mit dem Erlebten abschließen.
Jährlich zeichnet das Kompetenzzentrum Sicheres Österreich (KSÖ) im Schulterschluss mit den VN und dem ORF jene Vorarlbergerinnen und Vorarlberger, die mit ihrem couragierten Handeln zur Aufklärung von Verbrechen beigetragen oder diese sogar vereitelt haben, mit dem Sicherheitspreis aus.