„Die sahen mich schlafen, während sie die Räder stahlen“ – sein Anruf stoppte Raddiebe

Günther Neubacher schlief auf der Couch, als Diebe von seiner Terrasse zwei E-Bikes stahlen. Doch damit endete die Geschichte nicht.
Darum geht’s:
- Günther Neubacher verhindert Fahrraddiebstahl in Bregenz.
- Die Polizei findet gestohlene E-Bikes und Ausrüstung.
- Neubacher erhält Sicherheitspreis für seinen Einsatz.
Bregenz Es war der 17. Juni 2024, als Günther Neubacher und seine Lebensgefährtin von einem Spiel des FC Kennelbach nach Hause radelten. Ihre E-Bikes stellten sie zum Laden auf die Terrasse; über Nacht sollte ihr Rad aufgeladen werden, am Morgen dann seines. Es ist eine ruhige Wohngegend am Rande von Bregenz, die nahen Landesstraßen hört man hier hinter dem Haus kaum. „Ich sagte noch zu ihr, dass sie die Räder doch absperren soll“, erinnert sich der 59-Jährige. „Sie sagte noch, hier passiert doch nie etwas.“ Schlussendlich wurden die Räder abgesperrt. Doch die Holztür in der hohen Ecke blieb diese Nacht unversperrt.

Während seine Partnerin ins Bett geht, schläft Neubacher auf der Couch ein. Gegen 02:40 Uhr wacht er auf, will noch schnell den Akku vom Ladegerät abstecken. Doch die beiden E-Bikes sind verschwunden, wie auch das Ladegerät. „Da habe ich sie geweckt und gefragt, ob sie die Fahrräder versorgt hat, während ich schlief“, erzählt der Schichtarbeiter bei Blum. Dem war nicht so. Als er Nachschau hält, trifft er vor dem Haus zwei Männer an. „Einer blickte durch das Gitter der Tiefgarage. Da hab ich gerufen, was er denn hier mache“, erklärt Neubacher. Der Angesprochene zog die Kapuze hoch und floh wie sein Kumpan über die Landesstraße zum Wald hin. „Ich versuchte ihn noch mit dem Handy in der Hand zu fotografieren, aber es war zu dunkel.“

Schnell gab er seiner Partnerin Bescheid, die Polizei zu alarmieren. Er selbst eilte hinaus, falls die beiden mit einem Auto fliehen sollten, um sich die Nummerntafel zu merken. „Die Polizei war sofort da, gefühlt waren es zwei Minuten“, versichert Neubacher. Die Nachschau im Umfeld brachte zwar nicht die beiden Männer zum Vorschein, doch auch sonst fanden die Polizisten einiges: Die beiden E-Bikes lagen genau so im Dickicht wie auch das Ladegerät und ein Rucksack mit einem hydraulischen Bolzenschneider und einem Mobiltelefon. In der Nachbarschaft waren noch von weiteren Fahrrädern die Schlösser aufgetrennt. „Vermutlich haben sie mit meinen Fahrrädern angefangen, sie konnten mich von der Terrasse aus schlafen sehen“, vermutet Neubacher. Danach wären wohl die Nachbarsräder gestohlen worden, wäre er nicht aufgewacht.

Auf dem nahen Parkplatz fiel sowohl Neubacher als auch der Polizei ein weißer Lieferwagen mit osteuropäischen Kennzeichen auf. Die Polizei legte sich also selbst auf die Lauer. „Als wir zur Zeugeneinvernahme gingen, war der Wagen weg. Als ich dies der Polizei sagte, erwiderten diese, dass die beiden schon hocken“, fasst Neubacher den Schlussakt zusammen. Und auch sein Foto machte laut der Polizei noch einen Unterschied: Einer der Täter sei aufgrund der erkennbaren Kleidung identifizierbar gewesen.

Für seinen Einsatz erhält Neubacher am 6. Mai den Sicherheitspreis des Kuratoriums Sicheres Österreich (KSÖ). Er hofft, dass dies andere inspiriert, zumindest aus sicherer Distanz die Polizei zu rufen, wenn sie jemanden mit einem Bolzenschneider an einem Fahrrad sehen. „Man sollte nicht nur wegschauen, man sollte die Leute auch anhalten und fragen, was ist da los“, wäre seine Idealvorstellung, aber schlussendlich habe der Eigenschutz Vorrang. „Und wenn sie nur die Polizei rufen, das reicht dann doch schon.“
Jährlich zeichnet das Kompetenzzentrum Sicheres Österreich (KSÖ) im Schulterschluss mit den VN und dem ORF jene Vorarlbergerinnen und Vorarlberger, die mit ihrem couragierten Handeln zur Aufklärung von Verbrechen beigetragen oder diese sogar vereitelt haben, mit dem Sicherheitspreis aus.