Falscher Paketbote in Lustenau: „Kinder müssen sensibilisiert werden, niemandem die Tür zu öffnen“

Ein falscher Paketbote drang am Montag in eine Wohnung in Lustenau ein. Lieferdienste wie Datatrans in Lauterach geben Tipps und ärgern sich über Betrugsmaschen.
Darum geht’s:
- Eigenverantwortung wichtig, sei es Paketbote oder Kaminkehrer
- Dienstausweise als Identitätsnachweis nutzen
- Achtsamkeit bei unerwarteten Lieferungen empfohlen
Schwarzach “Ich sollte mir zuallererst die Frage stellen, ob ich ein Paket erwarte”, rät Michael Forster. Der Eigentümer von Datatrans in Lauterach ist seit Jahrzehnten im Gewerbe und ist langjähriger Obmann des Kleintransportgewerbes bei der Wirtschaftskammer Vorarlberg. “Ich sollte wissen, was ich bestellt habe. Im Zweifel kann ich den Boten nach der Paketnummer auf der Sendung fragen und abgleichen.”
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Am Montag drang ein Mann in Lustenau in eine Wohnung ein, nachdem er sich gegenüber der Elfjährigen als Paketbote ausgegeben hatte. Erst als das Mädchen anfing zu schreien, verließ er die Wohnung, das Kind wurde leicht verletzt. “Kinder müssen sensibilisiert werden, niemandem die Tür zu öffnen, wenn sie allein zu Hause sind”, warnt Forster.
Vorsicht bei unerwarteten Paketen
Bei DPD, einem der größten Paketzusteller Europas, zeigt man sich schockiert über die in Lustenau gezeigte kriminelle Energie. Bei den eigenen Zustellerinnen und Zustellern achte man auf einen einwandfreien Leumund. “Erst nach positiver Absolvierung dieser Kontrollen erhalten unsere Fahrer:innen einen personalisierten DPD-Ausweis. Ohne diesen Ausweis ist es ihnen nicht möglich, mit dem Scanner Pakete zuzustellen oder sich in unser System einzuloggen”, erklärt Unternehmenssprecherin Sandra Reichl. Dieser könne auch als Identitätsnachweis des Paketboten dienen; diese seien verpflichtet, den Ausweis auf Verlangen vorzuweisen.

Auch UPS verweist auf die Dienstuniformen, die gebrandeten Fahrzeuge und die Möglichkeit, Trackingnummern abzugleichen. Man sollte bei unerwarteten Paketen vorsichtig sein, weiters bestehe keine Notwendigkeit, einen Paketboten ins Haus oder die Wohnung zu lassen.
Dienstausweis kein Allheilmittel
Auch bei Datatrans wird es wieder Dienstausweise geben. “Ich kann mich nicht darauf verlassen, dass jeder immer Dienstkleidung trägt, das ist nicht immer möglich”, räumt der Unternehmer ein. Grundsätzlich genießen die Paketboten noch viel Vertrauen. Problematisch wird es, wenn sich die Empfänger nicht an die Bestellung erinnern. “Dann schlagen unsere Fahrer vor, bei uns anzurufen. Oder sie kommen mit dem Paket retour und wir rufen dann beim Empfänger an.”

Doch auch Dienstausweise und Dienstkleidung sind kein Allheilmittel. Denn die Liste der Betrugsmaschen ist lang: “Sie geben sich als Stromableser aus, als Kaminkehrer oder als von der Hausverwaltung beauftragte Handwerker”, erinnert Forster. “Jedes Logo und Ausweis kann gefälscht werden.” Entsprechend müsse man eigenverantwortlich bedenken, wem man die Tür öffnet.
Schwierig genug
Die Branche habe so schon genug zu kämpfen, auch ohne Betrüger: Fußgängerzonen erschweren die Zustellung, es wird immer mehr bestellt und längst nicht nur in händischen Größen, der Druck steigt. Gleichzeitig sinke das Verständnis: Wenn man das Paket einfach abstellt, könnte es gestohlen werden. Längst nicht jeder Arbeitgeber erlaubt die Annahme von Privatsendungen. Und die Händler und die Industrie setzen die Paketdienste unter hohen Preisdruck. Einerseits erwarten sich die Kunden mehrere Zustellversuche, andererseits ärgere man sich über die Verkehrsbelastung durch die Lieferdienste. “Unser Slogan ist nicht umsonst: Wir bringen jene Güter, die sie täglich brauchen – oder zumindest bestellen”, stellt sich Forster vor jeden Paketboten und Lkw-Fahrer.