Zivilcourage im öffentlichen Leben: Was tun, wenn man etwas sieht?

Gewalt und Verbrechen / 15.05.2025 • 09:22 Uhr
Güler und özgü Özdemir
Güler und Özgü Özdemir mussten bislang noch nie eingreifen. Doch wie würden sie reagieren, wenn was wäre? VN/Rauch

Erst kürzlich ehrte das Kuratorium Sicheres Österreich Vorarlbergerinnen und Vorarlberger mit Zivilcourage. Doch wie reagiert man richtig, wenn man etwas sieht?

Schwarzach Erst kürzlich wurden mutige Menschen aus Vorarlberg für ihren Einsatz rund um die Aufklärung von Verbrechen in Vorarlberg geehrt. So gingen etwa Hans Triessnig oder Frauenärztin Barbara Niederer vergangenes Jahr dazwischen, als anderen Menschen Gewalt angetan wurde.

Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Iframely angezeigt.

Zum Glück sind solche Szenen nicht alltäglich. “Wir haben noch nie etwas erlebt, wo man dazwischen hätte gehen müssen”, erklären Güler (17) und Özgü (15) Özdemir am Dornbirner Bahnhof. Ihre Reaktion hängt sehr von der Situation ab. “Wären es Kinder oder jemand würde eine Freundin von mir angreifen, würde ich handeln”, vermutet Güler. Anders wäre es wohl bei zwei erwachsenen Männern, da wäre sie aus Selbstschutz wohl zurückhaltender.

Doch was tun, wenn man sich selbst diese Zivilcourage und ihre Folgen nicht zutraut? Etwa, wenn junge Schülerinnen und Schüler Grenzüberschreitungen auf dem Schulweg bemerken, sei es am Bahnhof, in den öffentlichen Verkehrsmitteln oder auf der Straße?

Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Iframely angezeigt.

“Wir haben schon öfters Schilderungen bekommen, in denen genau solche Vorfälle in öffentlichen Verkehrsmitteln beschrieben wurden”, weiß Sicherheitskoordinator Gert Gröchenig von der Landespolizeidirektion Vorarlberg. Einerseits könne man sich nicht darauf verlassen, dass andere handeln. Andererseits möchte man sich selbst auch nicht in Gefahr begeben müssen.

Andere zur Unterstützung auffordern

“Unsere Empfehlung ist es bei solchen Situationen, dass man sich zum Busfahrer begibt, ihn auf die Situation aufmerksam macht und dann am besten selbst die Polizei benachrichtigt”, erklärt Gröchenig. Der Verkehrsverbund Vorarlberg verweist hier auf zahlreiche Sicherheitseinrichtungen, etwa die Videoüberwachung in den Fahrzeugen. “Unsere Mobilbegleiterinnen besuchen Deeskalationstrainings, um in solchen Situationen richtig reagieren zu können”, versichert Daniel Amann vom VVV. Auch habe jeder Lenkplatz einen Alarmknopf. “Wichtig ist, sich bemerkbar zu machen”, betont er. Dazu dienen auch die Notsprechstellen an den Bahnhöfen.

Gert Gröchenig
Gert Gröchenig rät dazu, andere direkt anzusprechen, dass sie einen unterstützen sollen. VN/Reiner

Hilfreich ist ebenfalls die direkte und persönliche Ansprache der Umstehenden – etwa diese auffordern, den Notruf abzusetzen oder einen selbst zu unterstützen. Dies hole die Umstehenden aus ihrer Anonymität. “Es ist immer hilfreich, wenn mehrere Personen dem Aggressor zu verstehen geben, dass sein Handeln bemerkt und die Polizei verständigt wurde.”

Ansonsten auf Abstand bleiben

Dasselbe gilt in Zügen, eventuell ist ein Zugbegleiter greifbar, ansonsten ebenfalls die anderen Passagiere in ihre Verantwortung nehmen. Gerade weil der Zug im Gegensatz zum Bus nicht sofort halten kann, sollte man sich immer Unterstützung versichern. Der Sicherheitskoordinator rät von Alleingängen ab.

“Falls man keine anderen Personen zur Hilfeleistung aktivieren kann, sollte man einen gewissen Sicherheitsabstand einnehmen, die Lage beobachten und den Notruf wählen. Wichtig dabei ist, dass man nicht gleich wieder auflegt, sondern die Situation genau schildert”, betont Gröchenig. Der Anruf sollte immer von der Notrufstelle, nicht vom Anrufer, beendet werden.