Wenn sich sanieren alter Bausubstanz nicht lohnt

HE_Brege / 03.11.2021 • 13:55 Uhr
Ralph Broger: „Der Neubau greift die alte Form auf.“ STP/2

… gibt es eine sinnvolle Alternative, die der Nachhaltigkeit Rechnung trägt.

Bezau Mit dem Komot haben Architekt Ralph Broger und sein Partner, der Zimmerer Kaspar Greber, im Hinblick auf Nachhaltigkeit ein Vorzeigeprojekt umgesetzt. Alte Bausubstanz wurde konsequent genutzt und mit zeitgemäßen Elementen vernetzt. „Wir haben Vorhandenes bestmöglich genützt und so ergänzt, dass das Projekt heutigen Standards entspricht“, fasst es der Planer zusammen. Dadurch konnte ein Wohn- und Geschäftshaus errichtet werden, das auch hinsichtlich Nachhaltigkeit keine Wünsche offen lässt.

Nicht immer machbar

„Es gab“, so Architekt Ralph Broger, „für unser Projekt viel Lob und Anerkennung – und damit natürlich hohe Motivation, ähnliche Projekte ins Auge zu fassen“. Diesbezüglich sind die beiden bereits fündig geworden, mussten jedoch nach eingehender Prüfung zur Kenntnis nehmen, dass dabei das Komot-Konzept nicht 1:1 umsetzbar ist.

Erhalt alter Bausubstanz im Fokus

„Die Bausubstanz eines großen alten Bauernhauses ist so desolat, dass sie nicht mehr nutzbar ist – leider.“ Leichtfertig gibt Broger nicht auf, „aber es gibt immer wieder Situationen, bei denen es einfach keinen Sinn macht, am Altbau festzuhalten.“ Dass er ein Faible für sorgsame Sanierungen und Nutzung alter Bausubstanz hat, stellte er mehrfach unter Beweis – nicht erst beim Komot. Die Alte Säge in Bezau, das Bezauer Bezirksgericht oder die Stubat in Andelsbuch tragen seine Handschrift ebenso wie das Hotel Gams in Bezau und andere Hotelprojekte im Land.

Es bleibt noch ein Plan B

Selbst wenn eine Sanierung nicht mehr möglich ist, findet Broger einen Weg, Traditionelles zu bewahren, indem er vorhandene Strukturen komplett erneuert – das hat er erst unlängst mit dem Neubau des Kinderdorfs in Schönenbach unter Beweis gestellt: die alten Gebäude wurden abgerissen und durch Neubauten ersetzt, die sich von ihren Vorgängern optisch kaum unterscheiden, innen aber modern und zeitgemäß gestaltet sind.

Über 200 Jahre altes Gebäude

Nach dem gleichen Plan B geht er jetzt beim Projekt in Bezau-Ellenbogen vor: „Das stattliche Gebäude – mehr als 200 Jahre alt – und heute nur noch von einer Person bewohnt, wird abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. Dabei wird die alte Form aufgegriffen und auch der markante Kreuzgiebel beibehalten. An der Straßenseite bleibt der Baukörper praktisch gleich, auf der Ostseite wird die Kubatur etwas ausgeweitet, wodurch im neuen Haus 13 Wohnungen untergebracht werden können“, erläutert Broger bei einem Lokalaugenschein sein Konzept. So wie in Schönenbach werde man auch hier optisch kaum einen Unterschied zum heutigen Objekt feststellen können, wenn das neue Haus erst einmal steht. Die Partnerschaft mit dem Zimmerer Kaspar Greber stellt zudem sicher, dass Holz der dominierende Baustoff bleibt. STP

Beim Lokalaugenschein erläutert Architekt Broger sein Konzept – optisch wird der Neubau gegenüber dem bestehenden Objekt kaum Unterschiede aufweisen.